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Der Samstag-Christoph hatte nur ein einziges Auge, das gewiß nicht 
über die Ecke der Nase sah, und er hatte sichelkrnmme Füße, und er hatte 
nur die linke Hand, und dennoch blieb, wenn er säte, auf dem ganzen 
weiten Felde keine Handbreit leer, und kein Korn fiel auf das aridere. 
Wenn aus Christophs Acker der Same aufging, so war das so gleichmäßig 
wie eine grünende Wiese, und wenn er reifte, legte ein Halm seine schwere 
Ähre auf die Achsel des andern. 
Darum suchten alle den Christoph auf in seinem Strohkorbe, darum 
tat der Christoph im Frühjahr und Herbste zwei Monate nichts als säen, 
und er säte auf allen Feldern des ganzen weiten Tales. Da trug er ein 
großes, weißes Tuch um die Lenden, und darin hatte er das Samenkorn, 
einen ganzen mächtigen Ballen. So legte er fast mit Grazie seine Linke 
hinein und schwang sie dann gefüllt — nicht auf das gelockerte Feld. — 
Die erste Handvoll warf er auf sandigen Boden oder auf einen Felsen 
oder hin über das Heidekraut der nahen Au. Warum er's tat, das sagte 
er nicht, und keiner stellte ihn darob zur Rede. Dann aber ging's über 
das Feld, von einem Rain bis zum andern. Wie er die Hand so schwang 
im Halbkreise, da zogen von ihr die braungelblichen Strahlen der Körner 
ans, und sie verdünnten sich in der weiten Runde und wurden unsichtbar, 
bis sie zur Erde fielen. Gleich kamen auch die Vöglein herbeigeflogen 
von den nahen Bäumen und von den Büschen. Sonst hüpfen sie gerne 
auf den Erdschollen herum und picken die frischgesäten Körner auf; aber 
dem alten Christoph flogen sie auf die Achsel oder auf die Lederhaube, 
und einmal ließen sie sich ganz wundersam nieder zum Kornsack und 
schnappten nach Lust die Dingelchen heraus, als ob es ihnen gesagt worden 
wäre, daß das Körnlein im Sacke gerade so sättigt wie das Körnlein im 
Erdreiche, obwohl das erstere nur ein einzig Körnlein bedeutet, das letztere 
aber eine ganze schwere Ähre. 
Sonst wird beim Säen die erste und die letzte Handvoll kreuzweise 
hingeworfen, damit nicht etwa der böse Feind Unkraut unter den Weizen 
menge. Aber der Christoph tat das nicht, die erste legte er auf unfrucht¬ 
baren Grund und die letzte — es war recht und billig — behielt er sich 
zum Eigentum. Hatte er an einem Tage zehn Äcker besät, so hatte er sich 
zehn Hände voll Korn erworben; da ließ sich in der Säezeit der Lebens¬ 
unterhalt für das ganze Jahr zusammenbringen. 
2. 
Im Tale lebte ein häßliches Weib, die Brennessel-Gret. Es war 
eine arme Witwe mit drei unmündigen Kindern; es war auch ein Säeweib 
und hatte sich und andern durch seine böse Zunge schon viel Unkraut 
ausgestreut. Die Gret liebte keinen Unglücklichen, aber um so mehr haßte 
sie den Glücklichen. Der Samstag-Christoph, arm und häßlich wie sie, 
aber geachtet von allmünniglich und geliebt von jedem Kinde, selbst von
	        
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