Full text: Handbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte

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mußte! Im Gefängnisse mußte der Königssohn seinen Fehler büßen.10 
Er zeigte ernste Reue unb bat seinen Vater brieflich um Verzeihung." 
Dann würbe er aus ber Haft entlassen, mußte aber noch in Küstrin bleiben 
unb auf ber Kriegs- unb Domänenkammer (auf ber Regierung) thätig sein. 
Die Verwaltung bes Staates sollte er burch eigene Übung kennen lernen unb 
sich um bie Viehzucht, ben Ackerbau unb bas Bauwesen bekümmern; auch 
sollte er sehen, wie bie Pächter (ber Domänen) ihre Erzeugnisse zu Gelb 
machen, „beim er müsse erfahren, wie viel Mühe es einem Bauern koste, 
so viel Groschen zusammenzubringen, als zu einem Thaler gehören, bann 
werbe er bereinst sparsam mit bem Gelbe umgehen." Die Kenntnisse, bie 
Friebrich sich hier in ber Forst- unb Lanbwirtschaft erwarb, waren ihm 
später von großem Nutzen. Zugleich erkannte er auf biefe Weise bie 
segensreiche Wirksamkeit seines Vaters, so baß ber Groll gegen biefen gänzlich 
aus seinem Herzen schwanb. Enblich söhnte er sich mit seinem Vater 
wieber vollkommen ans. Dieser setzte ihn als Oberst an bie Spitze eines 
Regimentes unb kaufte ihm bas Lustschloß Rheinsberg.12 Ans biesem 
verlebte ber Prinz eine glückliche Zeit. Er konnte sich nach Herzenslust mit 
ben Wissenschaften beschäftigen; hier las er mit Bewnnbernng bie Thaten 
ber Helben aller Zeiten; hier versammelte er bie geistvollsten Männer um 
sich, in deren Umgang er Belehrung unb Erholung sanb. Den Vater 
stellte er bamit zusrieben, baß er feine Solbatenpflichten aufs beste erfüllte 
unb ihm bei jeber Gelegenheit seine kinbliche Liebe zu erkennen gab. Mit 
Freuben entbedte ber König mehr unb mehr bie hohen Fähigkeiten seines 
Sohnes unb ben militärischen Geist, der in ihm wohnte. 
B. 1 Der deutsche Erzieher war der General Gras von Finckenstein; der fran¬ 
zösische Duhan de Jandun. 
2 Nie hat er richtig deutsch sprechen und schreiben gelernt. 
3 Dieselbe führt die Überschrift: „Reglement, wie Mein ältester Sohn Friedrich 
seine Studien halten soll" und ist am 3. September 1721 niedergeschrieben. Das sehr 
lesenswerte Reglement enthält für deu Montag folgende Tagesordnung: „Des Montags 
um 6 Uhr wird er gewecket und sobald solches geschehen ist, sollen sie ihn anhalten, daß 
er, sonder sich zu ruhen und nochmals umzuwenden, hurtig und sogleich aussteht; alsdann 
muß er niederknien und ein kleines Gebet halten wie Sonntags früh. Sobald er solches 
gethau, soll er, so geschwinde als möglich, die Schuhe und Stiefeletten anziehen, auch 
das Gesicht und die Hände waschen, aber nicht mit Seife; ferner soll er ein Kasaquin 
(einen kurzen Schlafrock) anziehen, das Haar auskämmen und zum Zopfe flechten, aber 
nicht pudern lassen. Indessen er sich das Haar kämmen und flechten läßt, soll er zugleich 
Thee und Frühstück nehmen, daß das zugleich eine Arbeit ist, und muß dieses alles vor 
sieben Uhr fertig sein. Alsdann kommen Duhan und alle siene Diener herein, und es 
wird das große Gebet gehalten, ein Kapitel aus der Bibel gelesen, ein Lied gesungen, 
was alles bis sieben Uhr dauert, worauf die Diener wieder weggehen sollen. Von 
7—9 Uhr soll Duhan mit ihm Geschichte durchnehmen, um 9 Uhr kommt Nolenius, der 
soll ihn bis um 3/4 11 im Christentum unterrichten. Um 3/4ll soll er sich das Gesichte 
Schiffels, Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte. g
	        
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