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waren die Luxusc^egenstände (Wein, Spezereien n. dgl.) besteuert; denn „so
etwas", sagte der König, „kauft der Arme nidst!"30 Der Verkauf von
Kaffee31 und Tabak durfte nur durch den Staat geschehen. Von diesem mußten
die Kaufleute die genannten Waren zu einem bestimmten Preise abnehmen,
so daß der größte Teil des Gewinnes direkt dem Staate zu gute kam. Der
nur der Regierung zustehende Verkauf von Kaffee und Tabak erregte große
Unzufriedenheit. Denn diese Waren wurden nicht bloß teurer, sondern von
den Kleinhändlern auch oft verschlechtert. Nicht selten wurde die Accise
betrogen, und der Schmuggel32 blühte; denn der unmittelbar von Hamburg
bezogene Kaffee kostete nur 47 »/8 Pfg. das Pfund, der königliche aber 3 Jt.
Die Regiebeamten hatten das Recht, wegen dieser Sachen Haussuchungen
vorzunehmen und nach eigenmächtig, d. h. ohne Steuerzettel gebranntem
Kaffee zu suchen. „Kaffeeriecher" und Tabaksucher schlichen spionierend
überall umher.33 Die Einnahmen des Staates wurden durch des Königs
Sparsamkeit wesentlich erhöht. Zu seinem eigenen Gebrauch waren für
jedes Jahr 1 200 000 Thaler bestimmt. Davon verausgabte er für sich
aber nur den sechsten Teil, erübrigte somit alljährlich etwa 1 Million
Thaler, welche er zu wohltätigen Zwecken, nämlich zur Verbesserung des
Landes, verwendete. Er beschränkte seine persönlichen Ausgaben, wo er nur
konnte. Je älter er wurde, desto einfacher und kärglicher bestellte er feinen
Haushalt: er strich an dem Betrage der Küchenzettel, was ihm zu viel
schien, gab keine glänzenden Feste und kaufte sich keine prächtigen Kleiber.34
Seine Ersparnisse neben dem Kriege betrugen nicht weniger als 72 Mill. J6.
x^n seinem Testamente konnte er sagen: „Ich bin nie weder geizig noch
reich gewesen und habe folglich auch nicht viel eigenes Vermögen, worüber
ich verfügen kann. Ich habe die Einkünfte des Staates immer als eine
Bundeslade betrachtet, welche keine uuheilige Hand berühren durfte. Ich
habe die öffentlichen Einkünfte nie zu meinem besondern Nutzen verwendet.
Meine Ausgaben haben nie in einem Jahre 220 000 Thaler überstiegen.
Auch läßt mir meine Staatsverwaltung ein ruhiges Gewissen, und ich
scheue mich nicht, öffentlich Rechenschaft davon abzulegen". Und ein andermal
sagte er: „Da Preußen arm ist. so muß der Regent dieses Landes sparsam
sein und in seinen Angelegenheiten die strengste Ordnung halten. Giebt er
das Beispiel der Verschwendung, so werden seine Unterthanen, die arm sind,
ihm nachzuahmen suchen und sich ruinieren. "35
5. Die Sorge für die Rechtsflege. — Friedrich war seinem Volke
nicht nur ein umsichtiger Vater, sondern auch ein gerechter Richter. Er
verbesserte daher auch die Rechtspflege und hielt streng darauf, daß ein jeder
Unterthan sein Recht fände. „Sie müssen wissen," sagte er zu den Richtern
„daß der geringste Bauer und selbst der Bettler ebenso ein Mensch sei wie
Schiffels, Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte. o