— 6 -
und unterteilten Bodens noch viel vorhanden war. Aus Holland, Friesland,
Flandern und Franken, wo schon frühzeitig Ackerbau, Handel und Gewerbe
blühten und die Bewohner an mildere Sitten gewöhnt waren, kamen viele
Familien nach Brandenburg und ließen sich an der Elbe, Havel und Spree
häuslich nieder. Diese fleißigen und geschickten Kolonisten verbreiteten
deutsche Sprache und deutsche Sitten; sie bebauten wieder den seit Jahren
verödeten Boden, legten Dämme gegen die Wasserfluten an und verwan¬
delten die Sümpfe der Mark durch Entwässerung in fruchtbares Ackerland
und liebliche Gärten. Auch bauten sie Dörfer und Städte, so Berlin,
Spandau u. a., und trieben Handel und Gewerbe. Die Wenden folgten
dem anregenden Beispiele der deutschen Bürger und Bauern und ver¬
schmolzen allmählich mit ihnen zu einem (deutschen) Volke.
2. Die Einführung des Christentums. Damit das heidnische
Wendenvolk seine Eigentümlichkeiten ganz verliere und es sozusagen umge-
wandelt werde, mußte es auch in religiöser Beziehung mit den Deutschen
übereinstimmen. Schon deshalb war es nötig, daß Albrecht in seinem Lande
auch das Christentum einführte. Er berief Priester in die Mark, welche die
christliche Religion befestigten und verbreiteten. In den von Otto dem Großen
gegründeten Bistümern Brandenburg und Havelberg setzte er wieder Bischöfe
ein, nachdem seit 150 Jahren keine mehr da gewesen waren. Auch baute
er viele Kirchen und Klöster. Durch solche Einrichtungen, die er stets in
Güte ausführte, gelang es ihm nach und nach, die verschiedenen Stämme
seines Gebietes zu einem Volke zu vereinigen. Er machte so aus dem
heidnisch-wendischen ein chriftlich-deutsches Land und ist der Schöpfer eines
neuen Staates geworden. Auf dem von ihm gelegten Grunde haben die
Hohenzollern den gewaltigen Bau eines mächtigen Staates aufgebaut, unter
dessen Schutz sich heute Millionen glücklich fühlen.
f) Nachfrage, Erklärung und Erweiterung. Was wurde
erzählt? In welchem Zustande befand sich das von Albrecht gewonnene
Land? Was erstrebte er deshalb? Welches war seine nächste Sorge?
Wie erreichte er das? (1. Er verteilte an die deutschen Ritter Landstrecken,
2. er rief deutsche Einwanderer herbei.) Die gemeinen Krieger erhielten
kleinere Grundstücke gegen einen geringen jährlichen Zins, die Ritter aber
sahen sich durch größere Ländereien belohnt. Sie setzten sich in den ver-
lassenen Burgen fest und traten mit den wendischen Adeligen in nähern
Verkehr; auch durch Heiraten vereinigten sich beiderlei (deutsche und wen-
dische) Familien, wodurch die Wenden allmählich ganz zu deutschen Sitten
hinübergeführt wurden. Woher kamen die Einwanderer? Holland liegt
an der Mündung des Rheines, Friesland nordöstlich davon an der Küste
der Nordsee, Flandern südwestlich davon im westlichen Teile des heutigen