Full text: Handbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte

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Als die preußischen Soldaten die Barrikaden von Durlach erstürmt hatten, kamen 
die Bewohner und brachten den Siegern Brot und Wein zur Stärkung. Nachdem Prinz 
Wilhelm sich inmitten seiner Truppen stets da gezeigt hatte, wo die Gefahr am größten 
war, hatte er nach gethaner Arbeit auch Hunger und ließ sich ein Stück Brot geben, um 
Zu essen. Dieses sah einer seiner Soldaten, der ebenfalls hungrig war und keinen Bissen 
besaß. Sebnsüchtig sah er nach dem Prinzen, und als dieser ihn erblickte, brach er sein 
Stück Brot durch, reichte dem Krieger die Hälfte und sprach: „Da, Kamerad, iß auch!" 
Hierauf ging es weiter gegen den Feind, welcher bald vollständig besiegt wurde. 
In dem Armeebefehl des Prinzen aber hieß es nach diesem Feldzuge: „Euch tapfern 
Kriegsgefährten gebührt der Ruhm dieser Erfolge. Mit Stolz sehe ich auf eine Armee, 
der es unter Gottes Beistand beschieden war, den alten, wohlgegründeten Kriegsruhm 
Preußens zu erneuen!" 
14 In einem „Allerhöchsten Erlaß" vom 7. Januar 1861 sagt er: 
»Dies hohe Vermächtnis Meiner Ahnen, welches sie in unablässiger Sorge, mit 
ihrer besten Kraft, mit Einsetzung ihres Lebens gegründet und gemehrt haben, will Ich 
getreulich wahren. Mit Stolz sehe Ich Mich von einem so treuen und tapferu Volke, 
von einem ruhmreichen Heere umgeben. 
Meine Hand soll das Wohl und das Recht aller in allen Schichten der Be- 
völkerung hüten, sie soll schützend und fördernd über diesem reichen Leben walten. Es 
ist Preußens Bestimmung nicht, dem Genuß der erworbenen Güter zu leben. In der 
Anspannung seiner geistigen und sittlichen Kräfte, in dem Ernst und der Aufrichtigkeit 
seiner religiösen Gesinnung, in der Vereinigung von Gehorsam und Freiheit, in der 
Stärkung seiner Wehrkraft liegen die Bedingungen seiner Macht; nur so vermag es feinen 
Rang unter den Staaten Europas zu behaupten. 
Ich halte fest an den Traditionen Meines Hauses, wenn Ich den vaterländischen 
Geist Meines Volkes zu heben und zu stärken Mir vorsetze. Ich will das Recht des 
Staates nach seiner geschichtlichen Bedeutung befestigen und ausbauen und die Jnstitu- 
tiouen, welche König Friedrich Wilhelm der Vierte ins Leben gerufen hat, aufrecht 
erhalten. Treu dem Eide, mit welchem Ich die Regentschaft übernahm, werde Ich die 
Verfassung und die Gesetze des Königreichs schirmen. Möge es Mir unter Gottes 
gnädigem Beistande gelingen, Preußen zu neuen Ehren zu führen! 
Meine Pflichten für Preußen fallen mit Meinen Pflichten für Deutschland zu- 
sammen. Als deutschem Fürsten liegt Mir ob, Preußen in derjenigen Stellung zu 
kräftigen, welche es vermöge seiner ruhmvollen Geschichte, seiner entwickelten Heeres- 
Organisation unter den deutschen Staaten zum Heile aller einnehmen muß. 
Das Vertrauen auf die Ruhe Europas ist erschüttert. Ich werde Mich bemühen, 
die Segnungen des Friedens zu erhalten. Dennoch können Gefahren für Preußen und 
Deutschland heraufziehen. Möge dann jener Gott vertrauende Mut, welcher Preußen in 
seinen großen Zeiten beseelte, sich an Mir und Meinem Volke bewähren und dasselbe 
Mir auf Meinen Wegen in Treue, Gehorsam und Ausdauer fest zur Seite stehen! Möge 
Gottes Segen auf den Aufgaben ruhen, welche Sein Ratschluß Mir übergeben hat!" 
(Den Eingang zu diesem Erlaß f. S. 246.) 
15 Vor der Krönung bat man den König, die Krone probeweise auf das Haupt 
zu setzen; doch dazu ließ er sich nicht bewegen, wie sehr man auch in ihn drang. „Man 
nehme an meiner Mutze oder an meinem Helm Maßerklärte der Monarch: „mein 
Haupt darf und wird die Krone nicht eher berühren, bis ich sie vom Tische des 
Herrn nehme."
	        
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