Full text: Handbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte

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gewann. Deshalb kam auf Betteiben Wilhelms III., Erbstatthalters von Holland und 
Königs von England (seit 1688), ein vorläufiger Teilungsvertrag zustande, laut welchem 
der bayrische Kurprinz der Haupterbe sein sollte. Dieser Erbe starb aber unerwartet: 
sein Vater Max Emanuel behauptete (mit Unrecht), sein Sohn sei mit Wissen des Kaisers 
vergiftet worden; er blieb seitdem des Kaisers grimmigster Feind. Alsbald schloß 
Wilhelm III. mit Frankreich einen 2. Teilungsvertrag: Der Sohn des Kaisers, Erzherzog 
Karl, sollte Spanien mit den Kolonieen erhalten, Frankreich mit Neapel, ©teilten, Belgien 
und Lothringen abgefunden werden. (Gänsen.) Das Testament des 1700 verstorbenen 
Königs Karl lautete ganz zu Gunsten des Königs von Frankreich, dessen Enkel darin 
zum Erben der ganzen Monarchie eingesetzt wurde. Hierauf ließ Ludwig XIV. den 
Teilungsvertrag fallen und nahm um des größern Vorteils willen die Erbschaft für seinen 
Enkel au. So entbrannte nun der spanische Erbfolgekrieg (1701—1713). 
7 „So endete diese große Angelegenheit, welche im Rate des Kurfürsten, bei den 
auswärtigen Höfen, bei den Fremden wie bei den Feinden auf Widerstand gestoßen war, 
zu deren Gelingen eine ganz außerordentliche Fügung von Umständen gehörte, die man 
als eine chimärische (= ungereimte) betrachtet hatte und von der man bald eine ganz 
andere Ansicht bekam." (Friedrich d. Gr.) Sosort nach Abschluß des Krouverttages 
zeigte der Kurfürst in einem Rundschreiben sämtlichen europäischen Mächten sein Vor- 
haben au. In demselben that er kund, daß er den Titel eines Königs in Preußen 
annehmen werde; indem dieses zuvörderst eine an sich völlig zulässige, durch Gründe und 
Beispiele gerechtfertigte Sache fei, und da ferner durch solche Erhebung keinem in der 
Welt an seinem wohlhergebrachten Rechte das Geringste entzogen würde. Er hege deshalb 
zu den sämtlichen Mächten Europas das unzweifelhafte Verttauen, dieselben würden aus 
bloßer Mißgunst und Neid einem an sich unschuldigen Werke sich nicht widersetzen. 
8 Es ist hierbei wohl zu bemerken, daß nicht etwa der Kaiser den Kurfürsten zum 
Könige erhebt; das hatte Friedrich ausdrücklich abgewiesen: er wollte sich selbst "zum 
Könige machen und krönen, nur der kaiserlichen Zustimmung wollte er zur Ver- 
meidung großer Schwierigkeiten im voraus gewiß sein. Friedrich nannte sich nur König 
in Preußen, weil ein Teil dieses Herzogtums noch den Polen gehörte. 
W. Wer folgte dem großen Kurfürsten in der Regierung? Nenne Eigenschaften 
von ihm! Wie bekundete er seine Pflichttreue? Welches ist das wichtigste Ereignis 
aus seiner Regierungszeit? Durch welche Umstände wurde er zum Streben nach der 
Königskrone veranlaßt? Wie stand der deutsche Kaiser diesem Stteben gegenüber? Wie 
wußte der Kurfürst den Kaiser günstig zu stimmen? Unter welcher Bedingung erhielt er 
die begehrte Einwilligung? Warum hat Friedrich selbst sich die Krone aufgesetzt? Von 
welcher Bedeutung war die Erhebung Preußens zum Königreiche? 
Sch. Ü. 1. Eigenschaften Friedrichs. 2. Warum wollte er König werden? 
3. Wie stimmte er den Kaiser günstig? 
• 
B. J)ie Krönung. 
Die Krönung saud zu Königsbergs der Hauptstadt Preußens, und 
nicht in Berlin statt. Bereits am 17. Dezember brach Friedrich mit seiner 
Gemahlin, dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm und zweien seiner Brüder 
nach Königsberg auf. Ein ungeheurer Zug von Wagen2 setzte sich in 
Bewegung und traf am 29. Dezember in der Hauptstadt Preußens ein. 
Am 15. Januar 1701 begannen die Festlichkeiten. Vier Herolde^ ritten
	        
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