Full text: Kleine vaterländische Geschichte für preußische Volksschulen

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der Regierungsgeschäfte liebten sie Jagd und Kurzweil, und so kam es, 
daß für sie die Verwalter der königlichen Güter, die Hausmeier, das 
Regiment führten. 
2) Ein solcher Hausmeier war Karl, der Abkömmling eines edlen 
Geschlechts im nördlichen Franken. Er rettete das Christentum von 
dem Untergange, der ihm von den mohammedanischen Mauren drohete, 
die von Nordafrika nach Spanien übergesetzt waren und von hier aus 
mit gewaltiger Heeresmacht in das Frankenreich einbrachen. Denen warf 
sich Karl mit einem Heere entgegen. Bei Poitiers ftoatje] kam es 732 
zur Schlacht, welche sieben Tage wütete; da endlich waren die Mauren 
geschlagen und zogen sich zurück. Karl aber empfing von dieser Helden- 
that den Namen Martell (d. i. der Hammer) und war von da an 
angesehener im Frankenreiche, als der König. 
c. Pippin der "Kleine. Karl Martells Sohn war Pippin der 
Kleine. Dieser war tapfer wie sein Vater, aber auch herrschsüchtig und 
gewaltthätig. Zu seiner Zeit war Childerich III. König der Franken. 
Dessen Macht war so tief gesunken, daß Pippin das Land regierte, 
während Childerich mit langem Haar und Bart auf dem Königsstuhle 
saß. Da ließ Pippin bei dem Papst Zacharias in Rom anfragen: „wer 
den Thron zu besitzen verdiene: der, welcher die Königsgewalt, oder der, 
welcher nur den Königsnamen habe?" Als der Papst sich für Pippin 
entschied, ließ sich dieser von den Bischöfen des Frankenreiches zum Könige 
salben und zum Zeichen, daß er die Herrschaft angetreten habe, vom 
Volke auf den Königsschild heben. Childerich aber wurde, nachdem man 
ihm die Königslocken geschoren hatte, in ein Kloster geschickt (751). 
« Die Verbreitung des Christentums unter den Deutschen. 
a. Die ersten Heidenboten. Da in der Hauptstadt des römischen 
Weltreiches die vornehmsten Apostel, Petrus und Paulus, mit Erfolg 
den Christenglauben verkündet hatten, so verbreitete sich von hier aus das 
Christentum in alle Länder, wo römische Heere standen. Auf diese Weise 
wurden auch die Bewohner der Insel Irland Christen. Und bald 
rühmte man, daß Irland eine „Insel der Heiligen" sei; denn zahlreiche 
Sendboten gingen von hier aus, um das Christentum auch andern Völkern 
zu bringen. So gingen Columban und Gallus nach Süddeutsch- 
land in die Rheinlande, und nach Bayern zogen Kilian und E mm er an. 
Uberall lag hier das Land als Wald und Wüste, wozu es durch die 
Heerzüge der Völkerwanderung geworden war. Daher war das Werk der 
Heidenbekehrung sehr mühsam und gefahrvoll. Kilian und Emmeran 
wurden von den wilden Heiden grausam ermordet; desto herrlicher aber 
erhob sich die Stiftung des frommen Gallus, das Kloster St. Gallen in 
dem Lande am Bodensee. Nördlich von Bayern, über den Main hinaus, 
war aber damals noch kein christlicher Glaubensbote vorgedrungen. 
b. Bonifatius, der Apostel der Deutschen. 1) In das Heidenland 
nördlich vom Main zog endlich der fromme Winfried, der später 
Bonifatius') genannt wurde. Dieser war um das Jahr 680 in 
l) Bonifatius bedeutet „gutes Schicksal".
	        
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