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Kürassier' im Weiberrock,
Ritter ohne Schwert,
Reiter ohne Pferd.
Mit Mann und Roß und Wagen,
so hat sie Gott geschlagen:
Fähnrich ohne Fahiü,
Flinten ohne Hahn,
Büchsen ohne Schuß,
Fußvolk ohne Fuß.
Mit Mann und Roß und Wagen,
so hat sie Gott geschlagen:
Speicher ohne Brot,
aller Orten Not,
Wagen ohne Rad,
alles müd und matt,
Kranke ohne Wagen —
so hat sie Gott geschlagen!
22. Herr Charles.
(Johann Peter Hebel.)
Ein Kaufmann in Petersburg, von Geburt ein Franzose, lviegte eben
sein lvunderschönes Büblein auf dem Knie und machte ein Gesicht dazu,
daß er ein wohlhabender und glücklicher Mann sei und sein Glück für
einen Segen Gottes halte. Indem trat ein fremder Mann, ein Pole, mit
vier kranken, halb erfrorenen Kindern in die Stube. „Da bring ich euch
die Kinder." Der Kaufmann sah den Polen kurios an. „Was soll ich
mit diesen Kindern thun? Wem gehören sie? Wer schickt Euch zu mir?"
- „Niemand gehören sie", sagte der Pole, „einer toten Frau im Schnee,
siebenzig Stunden herlvärts Wilna. Thun könnt Ihr mit ihnen, was Ihr
wollt." Der Kaufmann sagte: „Ihr werdet nicht am rechten Orte sein,"
und der Erzähler glaubt's auch nicht. Allein der Pole erwiderte, ohne sich irre
machen zu lassen: „Wenn Ihr der Herr Charles seid, so bin ich am rechten
Ort," und der Erzähler glaubt's auch. Er war der Herr Charles. Nämlich es
hatte eine Französin, eine Witwe, schon lange im Wohlstände und ohne Tadel
in Moskau gelebt. Als aber die Franzosen in Moskau waren, benahm sie
sich landsmannschaftlicher gegen sie, als den Einwohnern wohlgesiel. Denn
das Blut verleugnet sich nicht, und nachdem sie in dem großen Brand