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Den Kern von Alexanders Heer bildeten 12000 Macedonier. Die makedonische
Reiterei M., innog rcöv ixaigav, geteilt in 8 Schwadronen oder Rai)
war die angesehenste Truppe, bei der der König gewöhnlich selbst focht. Antipater
war mit einem kleinen Heere zum Schutz Macedoniens zurückgeblieben; 120 Drei¬
ruderer, welche der Persisch-Phönicischen Flotte keineswegs gewachsen waren, begleiteten
das Landheer; an Geld verfügte Alexander nur über 70 Talente, weil er seine
Schätze vor seiner Abreise unter die Freunde verteilt hatte. Auf die Frage, was
er für sich behalte, antwortete er: rccg tlnidug.
Nach dem Übergang über den Hellespont ging Alexander nach Jlion, wo
er der Pallas opferte, Spiele veranstaltete und seine Waffen gegen die des Achille?
austauschte {fiuxa^iGccg avröv, on xai £cov (pi'kov niorov xai re^evri/aag
fieyalov xi/QVxog srv/ev, Plut. Alex. 15. Cic. pro Arch. 24). Die Schlacht
am Granikus war ein Reiterkampf, aber auf engem Terrain Mann gegen Mann.
Klitus, der Führer der Königsschwadron (ry ßuGilixr) i'Xrj oder rö ayrj/xa gen.),
rettete das Leben seines Königs.
Der kriegserfahrene Memnon Hatte den Rat gegeben, keine Schlacht zu
liefern, sondern das Land vor Alexander her zu verwüsten und die Entscheidung
der Flotte zu überlassen. In Halikarnaß behauptete Memnon die Burg bis zum
Jahr 333.
In Gordium trennte Alexander den Knoten, von dessen Lösung nach
einem Aberglauben ber Orientalen die Weltherrschaft abhing, mit dem Schwerte.
2. Das zweite Kriegsjahr, 333, Schlacht bei Jssus. Im
Frühjahr 333 zog Alexander, ohne Widerstand zu finden, durch die cilicischen
Pässe über den Taurus nach Tarsus, wo er eine gefährliche Krankheit über-
stand. Unterdessen hatte der Perserkönig Darius III. (reg. 336—330) ein
großes Heer aufgebracht und kam, als Alexander die syrische Küste entlang
nach Phönicieu zog, durch den Paß des Amänusthores dem macedonischen
Heer in den Rücken. Alexander kehrte um uud schlug in der schmalen
Küstenebene bei Jssus (333) das zwölfmal stärkere Heer des Großkönigs
vollständig. Der König entkam, sein Lager und seine Familie fielen in die
Hände des Siegers.
Alexander erkrankte nach einem Bad im Kydn us und wurde durch den Arzt
Philippus, dem er trotz der Warnung des Parmenion vertraute, geheilt.
Die Richtung des Zuges Alexanders erklärt sich aus seiner Absicht, Phönicien,
den Sitz der persischen Seemacht, zu erobern, um sich ben Rücken zu sichern. Zum
Glück für Alexanber starb gerabe in biefer Zeit ber gefährliche Memnon, ber schon
angefangen hatte, Griechenland gegen Alexanber in Bewegung zu bringen.
Darius III. Kobomannus, aus einer Seitenlinie bes Achämenibenhaufes,
war im Jahre ber Thronbesteigung Alexanbers nach inneren Wirren zur Regierung
gelangt. Ritterlich unb fanften Charakters, befaß er boch nicht die Thatkraft, einem
Alexander zu begegnen.
Bei Jffus kam die Enge der Küstenebene den Macedoniem zu statten;1 die
1 * Curtius II, 3: (Darius) loci, in quo pugnavit, angustiis redactus est ad
paucitatem, quam in hoste contempserat.