1. Die Erhebung Preußens zum Königreiche.
(Mas Kleine ist die Wiege des Großen! Dies lehrt auch die ruhmreiche Ge-
CO schichte unseres Vaterlandes. Als Kaiser Sigismund am 30. April 1415
den Burggrafen Friedrich von Zollern „in Betracht seiner Redlichkeit, Vernunft,
Macht, Festigkeit und sonstigen Tu¬
genden" mit dem nördlichen Teile der
heutigen Provinz Brandenburg be¬
lehnte, ahnte gewiß niemand, daß
dies kleine, durch Krieg und schlechte
Verwaltung sehr heruntergekommene
Ländchen die Wiege des mächtigen
Königreichs Preußen werden sollte.
Daß es dahin kam, ist in erster Linie
das Verdienst der Kurfürsten aus
dem glorreichen Geschlecht der Hohen-
zollern; denn alle arbeiteten mit red¬
lichem Fleiß, festem Willen, Hellem
Blick und warmem, unverzagtem
Herzen an der äußern und innern
Ausgestaltung ihres Landes und
brachten es schließlich dahin, daß
der brandenburgisch-preußische Staat
am Ende des 17. Jahrhunderts unter
den Staaten Europas bereits eine sehr geachtete Stellung einnahm.
Besonders wuchs das Ansehen Kurbrandenburgs während der Regierung
des Großen Kurfürsten. Gleich in den ersten Jahren seiner Herrschaft saßte er
den Plan, ans seinen eigenen, vom deutschen Reiche unabhängigen Besitzungen
ein der Ostsee einen selbständigen Staat zu bilden. Der größte Gegner seiner Be¬
strebungen war der Kaiser, dem er gegen alle seine Feinde treue und große Dienste
geleistet hatte, denn derselbe wollte „nicht Pommern an Brandenburg lassen,
um nicht einen neuen König der Wenden an der Ostsee emporzuheben". Der
Große Kurfürst starb, ohne das Ziel seiner Wünsche, die Königskrone, erreicht
zu haben, gleich einem Könige wurde er indessen von seinen Zeitgenossen geehrt.
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Der Große Kurfürst.