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Die Athener hatten vom delphischen Orakel den Bescheid erhalten:
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\ fxovvov dnöodrjvov reXe&eiv, to ff£ tsxva x' ovrjost.
„Hölzerne Mauern allein sind unbezwingbar, Athene,
nach dem Willen des Zeus, Dir, deinen Söhnen zum Heil!"
Nach Herodot und anderen wußte Themistokles den Spruch des Gottes richtig
zu beuten, während nach Aristoteles der Rat des Areopag den rettenden Gedanken
faßtet Jebensalls war ber Entschluß, bie Stabt mit ben Altären der Götter und
ben Gräbern ber Vorsahren aufzuopfern, „einer ber größten, bie bie Weltgeschichte
kennt," (Ranke) und der Vernichtung Moskaus durch die Russen vergleichbar.
Die Griechen hatten bei Salamis 378 Trieren; obwohl darunter 200
athenische Schiffe waren, hatte der Spartaner Emybiades als Vertreter der ersten
Landmacht abermals den Oberbefehl. Dem Zaudern des Kriegsrates machte
Themistokles dadurch ein Ende, daß er dem Perserkönig heimlich Botschaft sandte,
er möge bie Griechen jetzt, wo sie uneinig seien, angreifen unb sie in ber Meerenge
von Salamis umschließen. Aristibes, ber in biefer schweren Zeit aus ber Ver-
bannung zur Abwehr des Nationalfeinbes herbeigeeilt war, überbrachte ben Griechen
bie Kunbe von ber vollzogenen Sperrung bes südlichen Ausgange! So blieb den
Griechen keine andere Wahl, als sich zu schlagen.
* Der Hergang des Kampfes ist bei Herodot (VIII, 83 ff.) und in den
„Persern" des Äschylus, eines Mitkämpfers, ausführlich geschildert. In diesem
Drama tritt Atofsa, die Mutter des Xerxes und Witwe des Darius, von bangen
Ahnungen erfüllt, auf und beschwort den Geist des Darius durch Opfer um Hilfe.
Da kommt ein Bote und erzählt von der vollständigen Niederlage der Perser:
Qg £v (im 7ib]}"f/ xaricpdaQTUL nollig
olßog, to JJeQGcöv Ö' äv dog ol'/etac neoöv.
„Mit einem Schlage ward ein reiches Glück zerstört,
Der Perser Jugendblüte sank und ist dahin."
Hierauf erscheint der Schatten des Darius und erklärt die Niederlage als Folge der
Vermessenheit des Xerxes, der namentlich durch bie Überbrückung des Hellesponts den
Zorn der Götter gereizt habe, auch verkündet er weitere Niederlagen wegen der
Tempelfrevel der Perser. Schließlich tritt Xerxes selbst als Flüchtling in zerlumptem
Königsprunk auf und bricht in verzweifelnde Klagen aus (daijuojv /uercir^oTtog
in' tfioc „eine abgeneigte Gottheit lastet auf mir).y
Aerxes sah, auf einem goldenen Throne sitzend, dem Kamps der Schiffe vom
Land (dem Vorgebirge Agoleos) aus zu. Auf persischer Seite zeichnete sich Arte»
misia von Halikarnaß aus; die phönicischen Schiffe standen den athenischen gegenüber.
Ariftibe§ besetzte zur rechten Zeit mit athenischen Hopliten von Salamis aus die
kleine Insel Psyttalea, welche die Meerenge von Salamis im Südosten abschließt,
und überwältigte die dort befindlichen Perser.
1 T^Toysveia ober TqiToyevrjs heißt Athene als bie aus bem Wasser (bem liby-
scfjen See Triton?) geborene Göttin; vgl. bie Tritonen unb bie Amphitrite S. 36.
2 -A$riv- TtoXtrsia, 23: twv aroarrjyüy iguTtoqrjadvrcov roig itndy/xaai, xai xrjov^dyrusv
oy'Qeiv exetorov savrov, nooi'aaaa (<7 iv ^AoeCta ndym ßovXr) Sna/^/xag exaano oxtuj SitSuixexal
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