fullscreen: Für Klasse 2 (neuntes Schuljahr) und die Obertertia der Studienanstalten (Teil 8, [Schülerband])

8157 
ihr ganzes Bestreben. Wie wohl war mir an solchen feierlichen Tagen 
bei ihr, mit welcher liebevollen Freundlichkeit sprach sie alsdann zu mir. 
Ihre Augen wurden in solchen Augenblicken zum wahren Spiegel ihrer 
reinen himmlischen Seele... Ihr ganzes Innerstes trat gleichsam hervor 
und ihr Blick war wie verklärt.“ 
Besonders dankbar aber empfand der König Luisens hingebende 
Liebe in seinen nicht eben seltenen Erkrankungen, bei denen er sich immer 
als wenig bequemer, ungeduldiger Patient zeigte. 
„War ich krank,“ so hat er selbst später geschrieben, „so war sie 
meine Pflegerin, und was für eine teilnehmende, zärtliche Pflegerin, 
wenn sie mich für bedeutend krank hielt! In diesem Fall verließ sie 
fast nie mein Bett und suchte mich durch ihre wahre, nie lästig werdende, 
ich möchte sagen himmlische Zärtlichkeit und Teilnahme zuzusprechen, 
zu beruhigen und meinen Schmerz zu erleichtern und erträglicher zu 
machen. Da war keine Art von Dienst, der sie sich nicht unterzog, um 
mir Hilfe zu leisten und für mich etwas Angenehmes zu tun. Ja, ich 
möchte fast sagen, daß in solchen Fällen ihre Liebe zu mir einen noch 
weit innigeren Charakter erhielt, als gewöhnlich. Ja, ich sagte ihr wohl 
selbst bisweilen, daß ich manchmal gern krank würde, um mich von ihr 
pflegen zu lassen, da sie alsdann gar zu gut gegen mich wäre.“ 
„Gattin und Mutter,“ wir hörten es aus Luisens Munde, waren 
ihr teure Worte, die ihr heilige Pflichten bedeuteten. Vielleicht ist 
sie noch mehr Gattin gewesen als Mutter, einfach weil der König ihrer 
noch mehr bedurfte als ihre Kinder. Wer möchte das abwägen wollen? 
War Luise unter ihren Kindern, mit ihnen spielend, ihnen Märchen 
erzählend oder am Krankenbett wachend, so war sie ganz Mutter und 
der Mittelpunkt und die Seele eines trauten Familienglücks, das sie 
aus der Großeltern und der Eltern Hause nach Berlin verpflanzt und 
dort heimisch gemacht hat. 
Reicher Kindersegen krönte dies häusliche Glück. Zu ihrem „Klee— 
blättchen“, wie sie die drei ältesten, Fritz, Wilhelm und Charlotte nannte, 
kam im Juni 1801 ein Prinz, ein besonders hübsches und liebenswürdiges 
Kind, von dem der Großvater Karl, dessen Namen er erhielt, sagte: 
er ist unwiderstehlich, und im Februar 1803 eine Prinzessin, die nach 
Kaiser Alexander von Rußland und dessen Schwester Helena Pawlowna 
Alexandrine Helene genannt wurde: 
Die Kinder wuchsen in großer Freiheit auf, nicht anders wie Luise 
selbst in Darmstadt aufgewachsen war, in herzlichster Liebe zu den 
Eltern und zueinander, wenn es auch an Streitigkeiten und Balgereien
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.