Niedergang und Sturz des Napoleonischen Kaisertums.
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Am 28. Februar kam zu Kalisch an der Prosna zwischen Rußland
und Preußen ein Schutz- und Trutzbündnis zu stände. Die Herzöge von
Mecklenburg schüttelten zuerst das Joch ab. Der König von Sachsen floh
nach Regensburg. Am 4. März zogen die Russen in Berlin ein, am 17.
unter unbeschreiblichem Jubel der Bewohner das Iorksche Corps. Als be-
sonderes Ehrenzeichen stiftete der König an dem Geburtstage seiner verewigten
Gemahlin Luise (10. März) den Orden des Eisernen Kreuzes. Am
16. März erfolgte die Kriegserklärung an Frankreich, tags darauf der vom
Staatsrate Th. Gottl. von Hippel verfaßte Aufruf „An Mein Volk" sowie
ein zweiter „An Mein Kriegsheer", mit welchem gleichzeitig die Verordnung
zur Bildung der Landwehr und des Landsturms erlassen wurde. Als Ab-
zeichen trug die Landwehr an der Mütze ein blechernes Kreuz mit der Um-
schrift „Mit Gott für König und Vaterland". Alles, was des Volkes Gemüt
in jenen hehren Tagen der Erhebung empfand, das lang verhaltene Weh, der
innere Grimm, das stürmische Sehnen, die reine Hoffnung, die lauterste Hin-
gäbe, brach nun hervor ans Licht, und als Herolde dieser glühenden Em-
pfindungen ließen die Sänger der Freiheit E. M. Arndt, Th. Körner,
M. von Schenkendorf u. a. ihre erhebenden Lieder erklingen. Aber der Dichter
des „Götz" und des „deutschesten" Epos „Hermann und Dorothea", dem die
Weltgeschichte das „Absurdeste" von der Welt schien, der, sobald „sich in der
politischen Welt irgend ein ungeheures Bedrohliches hervorthat", sich „eigen-
sinnig auf das Entfernteste" warf, rief tadelnd den von Vaterlandsliebe
Glühenden zu: „Schüttelt nur an euern Ketten, der Mann (Napoleon) ist
euch zu groß, ihr werdet sie nicht zerbrechen." Erst im Jahre 1814 er¬
folgt — „Des Epimenides Erwachen", eben noch rechtzeitig zum
Siegesfest. In einem Aufrufe vom 25. März, aus Kalisch erlassen, ver-
kündeten „Rußlands siegreiche Krieger, von denen ihres Bundesgenossen be-
gleitet", den Deutschen „die Rückkehr der Freiheit und Unabhängigkeit", die
„Wiedergeburt eines ehrwürdigen Reiches" und diesem „mächtigen Schutz und
dauernde Gewähr". Der Aufruf blieb für den Augenblick ohne Wirkung.
Österreich beobachtete seine Neutralität. Sachsen wurde in preußische Ver-
waltung genommen, die Truppen bewahrten mit ihrem Könige dem Oberherrn
die Treue. So standen Rußland und Preußen einstweilen allein. Letzteres
stellte ein Heer von 270000 Mann ins Feld. Aber noch hatte Napoleon
alle Festungen von Wesel bis Danzig und Thorn inne mit etwa 100000 Mann
Besatzungstruppen. Dazu hob er 300 000 Franzosen aus, und der Rhein-
bund stellte seine Scharen, unbesorgt um den Breslauer Vertrag, der die
deutschen Fürsten zur Teilnahme am Kampfe für die Freiheit aufforderte,
andernfalls aber mit dem Verluste ihrer Länder bedrohte, noch völlig in der
Gewalt der Franzosen.