Full text: Geschichte der Neuzeit (Teil 3)

430 Zeitalter der Kämpfe um bürgerliche und nationale Freiheit. 
Die ersten Kriegsereignisse erweckten die frohesten Hoffnungen. Am 
18. März war ein russisches Streifcorps unter Tettenborn in Hamburg ein- 
gerückt. Doch genoß man die Freiheit nur kurze Zeit; Davoust eroberte die 
Stadt wieder und bestrafte sie hart für ihren Abfall (30. Mai). Ähnlich 
erging es Lübeck. Bremen wurde durch Vandamme in Gehorsam gehalten. 
Bei Lüneburg wurde am 2. April der französische General Morand mit 
2000 Mann gefangen, und am 5. April schlug York, von Preußen unter 
Borstell und Bülow und von den Russen unterstützt, Napoleons Stiefsohn 
Eugen Beauharnais bei Möckern, östlich von Magdeburg. Aber dem schönen 
Anfang entsprach nicht der weitere Verlauf der Begebenheiten, weil infolge 
des Zauderns der Russen diese ersten Siege nicht ausgenutzt wurden. 
So konnte Napoleon seine Rüstungen vollenden und wieder zu seinem 
Heere eilen, das an der Elbe und Saale stand. Bei Großgörschen oder 
Lützen, südwestlich von Leipzig, griffen ihn die Verbündeten. 70000 Mann, 
unter Wittgenstein an, aber Napoleon errang mit seinen 120 000 Mann den 
Sieg trotz der heldenmütigen Tapferkeit der Preußen unter Blücher (2. Mai 
1813). Der Sieg war mit ungeheuern Opfern erkauft worden und zwang 
die Verbündeten nur zum Rückzüge, der in Ordnung geschah; er brachte keine 
Trophäen, weder Geschütze noch Fahnen; und als der französische Vortrab 
zu lebhaft nachdrang, wurde er blutig zurückgewiesen (5. Mai). Das Mi߬ 
geschick erfüllte die Patrioten mit herbem Schmerze und stimmte die Aussichten 
sehr herab. Den schwersten Schlag erlitt die Sache des Vaterlandes dadurch, 
daß Scharnhorst verwundet war. Er vernachlässigte die Wunde, reiste nach 
Prag, um dort den Anschluß Österreichs zu betreiben, erlag aber dem Wund- 
fieber am 28. Juni 1813. Am 8. Mai zog Napoleon in Dresden ein. 
wohin auch Friedrich August zurückkehrte. Die Alliierten waren über Dresden 
hinter die Elbe gezogen und nahmen bei Bautzen an der Spree eine feste 
Stellung. Hier und bei Wurfchen maßen die Gegner am 20. und 21. Mai 
von neuem die Kräfte, mit gleichem Erfolge wie bei Großgörschen. An 
Napoleons Seite sielen sein Liebling Duroc und General Kirchener; der eherne 
Mann war erschüttert; er erkannte, daß ein neuer Geist ihm gegenüberstand. 
Den Rückzug der Preußen ließ er durch den General Maison beunruhigen; 
aber bei Hainau geriet derselbe in einen Hinterhalt, und fast sein ganzes 
Corps wurde von den Preußen zusammengehauen (26. Mai). Die Ver¬ 
bündeten zogen sich bis nach Schweidnitz zurück und bezogen, an die öfter- 
reichische Grenze gelehnt, wieder eine feste Stellung. Wie sie, bedurfte auch 
der Sieger der Ruhe. 
Daher schlössen die ermüdeten Streiter zu Poischwitz bei Jauer am 
4. Juni einen Waffenstillstand. An demselben Tage verhinderte der preußische 
General von Bülow durch das Gefecht bei Luckau die Einnahme Berlins
	        
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