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Zeitalter der Kämpfe um bürgerliche und nationale Freiheit.
vielfach nur mangelhaft bewaffnete Landwehrleute, unter Bülow bei Groß-
beeren (südlich von Berlin) am 23. August. Napoleon selbst wandte sich
gegen Blücher, um den kühnen Greis mit seiner Übermacht zu erdrücken. Als
dieser zurückwich und Napoleon hinter sich her zog, brach Schwarzenberg mit
der großen Armee durch das Erzgebirge gegen Dresden vor. Schnell kehrte
Napoleon zurück und kam trotz der vom Regen aufgeweichten Wege an, bevor
die Stadt den Verbündeten in die Hände fallen konnte. In einer zweitägigen
Schlacht (26. und 27. August) errang er einen großen Sieg und warf die
Hauptarmee in voller Unordnung in das Gebirge zurück. In der Schlacht
erhielt Moreau. auf der Seite der Verbündeten stehend, die Todeswunde.
Aber gerade am 26. — an demselben Tage fiel auch Theodor Körner in
einem unbedeutenden Gefechte bei Gadebusch in Mecklenburg — traf das gegen
Blücher zurückgelassene Heer der Vernichtungsschlag. Macdonald folgte
dem weichenden Blücher über die hochgeschwollenen Bergflüsse Katzbach und
Wütende Neiße, sah sich aber bei dem Ersteigen der Hochebene von Liegnitz
scharf angegriffen. Die Musketen gingen wegen des Platzregens nicht los;
um so kräftiger arbeiteten Bajonette und Kolben. Tausende der fliehenden
Franzosen stürzten in die Fluten. Das ist die berühmte Schlacht an der
Katzbach oder bei Wahlstatt, welcher Blücher seinen Fürstentitel verdankt.
Macdonald meldete selbst nach Dresden, daß die Armee vom Bober nicht
mehr existiere. Am 27. August rieb märkische Landwehr unter Hirschseld das
Corps Girards, welches von Magdeburg aus zur Unterstützung Oudinots
vorrückte, bei Hagelberg unter furchtbarem Gemetzel auf. Weiteres Unheil
traf den General Vandamme, der mit etwa 20 000 Mann der Haupt¬
armee in das Erzgebirge gefolgt war. Am 29. August hielten ihn bei Kulm
in Böhmen die russischen Garden unter Ost ermann in zähestem Wider-
stände auf; dann kam diesen Hilfe vom Hauptheere; Vandamme wurde am
30. August von den unter Kleist die Nollendorfer Höhen herab ziehenden
Preußen umzingelt und mit 9000 Mann zur Ergebung gezwungen; ein
Reiterregiment hatte sich durchgeschlagen und fast alle preußischen Kanoniere
zusammengehauen.
Während Napoleon sich selbst wieder gegen Blücher wandte, sollte Ney,
Herzog von Elchingen und Fürst von der Moskwa, den früher mißglückten
Streich gegen Berlin ausführen. Bei Bennewitz (südwestlich von Jüter-
bog) stieß er am 6. September auf die Preußen unter Bülow und Tauenzien,
die, kaum halb so stark als die Franzosen, die Schlacht annahmen und den
Feind zurückwarfen. Als Bernadotte endlich mit der Hauptmacht herankam,
befanden sich die Franzosen schon in voller Flucht. Auch Davoust, der sich
aus dem Mecklenburgischen auf Hamburg zurückzog, erlitt am 16. September
an der Göhrde eine Schlappe; sein Nachtrab unter Pecheux wurde in die