Full text: Geschichte der Neuzeit (Teil 3)

Gründung des Königreichs Italien. 
643 
begab sich mit seiner Gemahlin auf einem französischen Schiffe nach Terracina, 
von da nach Rom, wo er bis zum Einbruch der Piemontesen (20. September 
1870) blieb. Er starb im Dezember 1894 zu Arco in Tirol, ziemlich der- 
armt; denn Victor Emanuel hatte ihm, da er auf die Krone nicht Verzicht 
leistete, zu dem Lande auch sein Privatvermögen weggenommen. 
Am 18. Februar 1861 trat in Turin das erste italienische Par- 
lament zusammen. Victor Emanuel nahm den Titel an: „König von 
Italien durch Gottes Gnade und durch das Volk". Der Versuch Cavours, 
den Papst zum Verzicht auf Rom zu bewegen, mißlang; Cavour starb am 
6. Juli 1861, aber sein sehnlicher Wunsch, „Rom die Hauptstadt 
Italiens", war jetzt das Losungswort der Italiener, welches zunächst 
Garibaldi zu verwirklichen trachtete. Im Sommer 1862 sammelte er in 
Sicilien Freiwillige, setzte mit diesen, etwa 2500 Mann, auf zwei italienischen 
Fregatten trotz Verbotes der Regierung nach Calabrien über, um nach Rom 
zu ziehen. Auf der Hochebene des Aspromonte (29. August) griff ihn der 
General Pattabiemi an und zerstreute die „Briganten", deren Führer am 
rechten Fuß eine schwere Wunde erhielt und in Gefangenschaft geriet, aber 
wieder nach Caprera freigelassen wurde. 
Zufolge einer neuen Konvention mit Frankreich (15. September 1864) 
verlegte Victor Emanuel, getreu dem Wahlspruche des Hauses Savoyen: 
Sempre avanti, Savoja! seine Residenz nach Florenz, damit scheinbar 
auf Rom verzichtend; Napoleon versprach, binnen zwei Jahren seine Truppen 
aus Rom zu ziehen, dessen Schutz der italienischen Regierung überlassen 
werden sollte. Die öffentliche Meinung in Italien hielt es für selbstverständlich, 
daß der Septembervertrag gelegentlichen Bruch erleiden werde. Am 12. De¬ 
zember 1866 verließen die letzten französischen Besatzungstruppen Rom. In- 
zwischen hatte Italien durch seinen Bund mit Preußen trotz der Niederlage 
von Custozza das lang ersehnte Benetien durch die Mittlerhand Frankreichs 
erhalten. Garibaldis Versuch, Welschtirol dem Königreich Italien einzuverleiben, 
war kläglich gescheitert. Jetzt handelte er wieder für die Regierung, indem 
er in Nord- und Mittelitalien Rundreisen unternahm und zur Ausführung 
des Wortes Roma capitale aufforderte. Nur mit Widerstreben schritt 
schließlich auf Weisung Napoleons der Minister Ratazzi gegen denselben ein 
und ließ ihn nach der Festung Alessandria (24. September 1867), von da 
wieder nach Caprera bringen, was aber den gleichgesinnten Sohn des Frei- 
scharenhäuptlings, Menotti Garibaldi, nicht in der weitern Thätigkeit 
störte. Derselbe rückte mit seinen Banden über die römische Grenze, erlitt 
aber überall beim Zusammenstoß mit den päpstlichen Truppen arge Schlappen. 
Da der Minister Ratazzi all diesen groben Verletzungen der Septemberkonven- 
tion ruhig zusah und auf die französischen Warnungen und Drohungen nur 
41*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.