Full text: Bilder aus der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte

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lag krank, und die Mutter weinte; die Kinder aber waren nackend und 
schrieen nach Brot. Da erschrak der Jüngling. Hermas aber sprach: 
„Siehe hier einen Altar für dein Opfer! Siehe hier des Herrn Brüder 
und Stellvertreter!" Da that der reiche Jüngling seine Hand über 
sie auf und gab ihnen reichlich und Pflegte der Kranken. Und die er¬ 
quickten Armen segneten ihn und nannten ihn einen Engel Gottes. 
Hermas aber lächelte und sprach: „So wende du immer dein dankbares 
Antlitz erst gen Himmel und dann zur Erde!" F. A. Krummacher. 
66. Die drei Hausräte. 
„Wie fangt Jhr's denn an, lieber Nachbar, daß Euer Hauswesen 
so wohl bestellt ist, und man sieht doch nichts Besonderes an Euch und 
an dem, was bei Euch vorgeht? Wir andern arbeiten doch auch und 
geben acht auf das Unsrige und halten es zu Rat, so gut es gehen 
mag, und doch nützt es nicht." Der Nachbar antwortete: „Ich wüßte 
nicht, was schuld daran sein sollte, es wären denn nur meine drei 
Hausräte, denen ich wohl das alles zu verdanken habe." — „Eure drei 
Hausräte? Wer sind denn die?" — „Der Haushund, der Haushahn 
und die Hauskatze." — „Ihr spottet!" — „Es ist mein barer Ernst; 
denn seht, der Haushund bellt, wenn ein Feind herbeischleicht, und da 
heißt es denn: Aufgeschaut! Der Haushahn kräht, wenn der Tag an¬ 
bricht, und da heißt es denn: Aufgestanden! Und die Hauskatze putzt 
sich, wenn ein werter Gast kommt, und da heißt es denn: Aufgerichtet!" — 
„Ich versteh', Nachbar, was Ihr damit sagen wollt. Ihr meint, daß 
drei Dinge nötig seien, um dem Hauswesen aufzuhelfen: Vorsorge gegen 
alles, was schaden kann, Thätigkeit in allem, was nützen kann, und 
Freundlichkeit gegen alle, die uns wohlwollen und wohlthun." — „Wenn 
Jhr's so nehmen wollt, so ist's mir recht; aber meine Hausräte lob' 
ich doch darum, daß sie mich jederzeit mahnen, was zu thun ist, ich 
könnt's sonst leicht vergessen." Auerbach. 
67. Der Schnee. 
Auch der düstere, altersschwache Winter will im Schmuck erscheinen, 
um nicht allzusehr hinter seinen jüngeren Brüdern, dem hoffnungsvollen 
Frühling, dem fruchtreichen Sommer und dem weinbekränzten Herbst 
zurückzustehen, auch er will nicht immer griesgrämig und mürrisch ge¬ 
scholten werden. Da verscheucht er denn die grauen Nebel, die sein 
finsteres Antlitz umwölken, gebietet den scharfen Winden Ruhe, die ihm 
den struppigen Bart zerzausten, und webt sich aus funkelnden Eiskrystallen 
einen Mantel, der weich und wollig auf die nackte Erde herabsinkt.
	        
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