Full text: Vaterländische Geschichte

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geboren. Die vier Töchter sind die an Prinzen europäischer 
Fürstenhäuser verheirateten Prinzessinnen Charlotte, Viktoria, 
Sophie und Margarete. 
Im Kreise der Semigen verlebte Friedrich Wilhelm, der inzwischen 
Kronprinz geworden war, glückliche Tage in seinem Schlösse zu Potsdam. 
Frühzeitig 'senkten die hohen Eltern' ihren Lieblingen das Bewußtsein ins 
Herz, daß ihr hoher Stand ihnen auch hohe und ernste Pflichten auferlege. 
In der Nähe lag sein Eigentum,^as Gut Bornstedt. Zwischen dem fürst¬ 
lichen Gutsherrn und den Dorfbewohnern von Bornstedt herrschte das 
schönste Einvernehmen. Oft und gern besuchte der Kronprinz die Dorfschule, 
erkundigte sich nach dem Betragen und., den Fortschritten der Kinder und 
hörte dem Unterrichte aufmerksam zu. Überhaupt hntte_ er für die Erziehung 
der Jugend ein warmes Herz und weilte mit Vorliebe in Schulen. 
3. Der Kronprinz als Feldherr. 1864. Im Jahre 1864 
übernahm der Kronprinz zwar kein Kommando, machte aber den 
Feldzug freiwillig mit. Er scheute weder die Mühseligkeiten 
des Krieges, noch die Gefahren des Kampfes. Mit den Soldaten 
marschierte er durch Schnee und Eis; er teilte mit ihnen die Un- 
bequemlichkeiten des Lagers und Biwaks. Wenn er in schlichtem 
Ossiziersmantel, die kurze Pfeife mit dem weißen Porzellankopfe 
im Munde, sich nahte, jubelten ihm die Soldaten mit Begeisterung 
zu. Vor den Düppeler Schanzen stand er kaltblütig wie ein alter 
; Krieger in verheerendem Feuer und sehlte auch beim Sturm nicht. 
1866. Im Kriege gegen Österreich führte Friedrich Wilhelm 
den Oberbefehl über die schlesische Armee. Glänzend 
löste er seine schwierige Ausgabe, durch die Pässe des Riesengebirges 
nach Böhmen vorzudringen, um sich mit den andern Armeen zu 
vereinigen. Durch sein rechtzeitiges Eingreisen in die Schlacht bei 
Königgrätz rettete er die hart bedrängten Preußen. In der 
: Nacht zum 3. Juli erhielt er die Nachricht, daß an diesem Tage 
die Entscheidungsschlacht stattfinden solle. Weil er noch über einen 
Tagemarsch entfernt stand, war die größte Eile geboten. Dazu 
herrschte Regenwetter, der Lehmboden war erweicht, und Menschen 
und Pferde versanken im Schlamm. Aber für den geliebten Feld¬ 
herrn fpannte jeder seine Kraft an, und nach 7ftündigem, beschwer¬ 
lichen Marsche hatte man endlich das Schlachtfeld erreicht. Im 
Sturmschritt mußten jetzt die Höhen von Lipa und Chlum genommen 
werden, und die Österreicher erlagen der heldenmütigen preußischen 
Tapferkeit. Der König und der Kronprinz trafen am Abend ans 
dem Schlachtfelde zusammen; der Vater überreichte feinem siegreichen 
Sohne den höchsten Militär-Verdienstorden. — Als der 
Kronprinz in diesen Krieg zog, lag sein Söhnchen, der kleine 
Sigismund, schwer krank danieder; schon nach wenigen Tagen 
erhielt er die Todesnachricht. Sein Vaterherz blutete, und gern 
wäre er nach Berlin geeilt; aber pflichtgetreu hielt er auf dem
	        
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