Object: Die außereuropäischen Erdteile (Bd. 3)

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Das Kongobecken und Niederguinea. 
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5. Das I^ongobecken^ und I^iederguinea. 
304 1. Das Rongobecken (das Gebiet des mittleren Kongos) liegt beiderseits 
des Äquators und ist die größte Binnenlandmulde der Erde (Durch- 
messer 1500 km). Das Becken wird kreisförmig von sanft ansteigenden Hoch- 
ländern und Bodenschwellen vollständig umrahmt, so daß es (durch das 
Westafrikanische Hochland) bis auf die eingewaschene Kongoscharte auch vom 
Meer abgetrennt ist. 
Der Kongo (4600 km = 372 Rhein) steht nach seiner Länge unter den 
Flüssen der Erde an 7., nach der Größe seines Flußgebietes aber an 
2. Stelle (s. Nr. 7 in Abb. § 240). Er entspringt südlich vom Tanganjikafee, durch- 
fließt zwei kleinere Seen (Bangweolo-und Meru-See) und stürzt unter demÄquator 
in den 7 Stanley-Fällen (zusammen etwa 50 m hoch [=§öhe der Ntagctrafälle]) 
in das eigentliche Becken hinein, das er in weitem Bogen bei vielfach netz- 
förmiger Zerteilung träge durchfließt. Das dann folgende, 275 1cm lange 
Durchbruchstal durch das Westafrikanische Hochland gehört zu den großartigsten 
der Erde. Vom Stanley - Pool, einer seeartigen Erweiterung (4000 qkm!), 
an schießt das stellenweise auf 225 m eingeengtes und bis zu 90 in tiefe Wasser 
über die 32 größeren und zahlreichen kleineren Livingstone-Fälle in wütendem 
Toben dahin, im ganzeil an 250 m herabfallend. Bei der Mündung beträgt die 
Breite 11 km. Bis auf 300 km hinaus verleiht der Strom dem Meer seine gelbliche 
Farbe! — Die ruhige schiffbare Strecke zwischen den Stanley- uud den Livingstone- 
Fällen mißt 3000 km, die schiffbaren Strecken des Kongos mit seinen Neben- 
slüssen betragen vielleicht 10 000 km (alle deutschen Flüsse zusammen aus 
12 000 km schiffbar). Die Livingstone-Fälle werden durch eine 400 km lange, 
kühne Bahn umgangen; bei den Stanley-Fällen ist eine solche Umgehungsbahn 
im Bau. — An den längsten Nebenfluß, den Ubangi und an den Kongo selbst 
stößt je ein Zipfel von Deutsch-Neukamerun; der Kongonebenfluß Sanga gehört 
jetzt ganz zu Kamerun. 
Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Die Wärme ist geringer als im Sudan und der süd- 
lichen Sahara, da sie durch die reichen Niederschläge und die starke Verdunstung (Wolkenbildung!) 
gemildert wird. — Am Äquator fällt fast täglich ein Gewitterregen (Niederschläge im Durch- 
schnitt 150 cm). — Fast das ganze eigentliche Becken ist ein einziges Urwaldgebiet; 
die umgebenden Hochflächen dagegen sind Savannenland. — Die Tierwelt ist weniger reich 
als in den übrigen Teilen Jnnerafrikas. 
Bewohner und Wirtschaftliches. Die Bewohner sind Bantnvölker (tiefstehende Fetisch- 
diener). Einige Stämme sind noch Menschenfresser (z. B. die Njam-Njam im Nordosten). Ver- 
sprengt unter ihnen wohnen mehrere Zwergvölker (s. §289). —Die Haupt-Handelserzeug- 
Nisse sind Kautschuk (34 Will. M.), Elfenbein (5 Mill. M.), Gold (l3/4 Mill. M.), 
Palmnüsse'(1V2 SJltll. M.). Die natürlichen Kautschukbestände wurden durch Raubbau (be- 
gleitet von grausamem Arbeitszwang der Eingeborenen) erschöpft. Die Kolonie wurde in 
x) Dem Kongobecken entspricht ziemlich genau die belgische Kvngokolonie, die sein 
Gründer, der „königliche Kaufmann" Leopold II. kurz vor seinem Tode an Belgien verkaufte 
(21/3 Mill. qkm ^ 4 mal Deutschland, 80 mal Belgiens mit vielleicht 20 Mill. Einwohnern). 
2) Vorher durchweg mehr als doppelt so breit (im Gebiet der Verzweigungen insgesamt 
55 km).
	        
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