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Kraft endlich gebrochen; auch Wittekind begann an der Macht
seiner Götter zu zweifeln und ließ sich taufen. Bald folgten die
^Sachsen ihrem Führer, und jetzt entstanden überall christliche Gottes¬
häuser; allmählich wurden acht Bistümer gegründet: Osnabrück,
Münster, Paderborn, Minden, Bremen, Verden, Hildesheim und
Halberstadt. Um die Sachsen zu beruhigen, ließ Karl viele fränkische
Familien sich in Sachsen ansiedeln, wofür sächsische ins Franken¬
land kamen (S a ch s e n h a u s e n). Bald blühte das schöne Sachsenland
zu kräftigem Wohlstände empor.
4. Weitere Kriegszüge Karls. Die Witwe Karlmanns war mit ihren
zwei Söhnen zu ihrem Vater, dem Langobardenkönig Desiderins, ge¬
gangen. Desiderius wollte den Papst Hadrian zwingen, die Söhne Karl¬
manns auch zu fränkischen Königen zu krönen. Der Papst weigerte sich und
wurde nun von den Langobarden bedrängt. Er rief Karl um Hilfe an,
und dieser zog mit einem Heere,, über die Alpen. Desiderius wurde in der
Festung Pavia belagert, zur Übergabe gezwungen und nebst seiner Familie
ins Kloster geschickt. Karl setzte sich die eiserne Krone der Langobarden aufs
Haupt. Sie hieß die eiserne, weil sie von innen durch einen Reif gehalten
wurde, der aus einem Nagel vom Kreuze Christi geschmiedet sein soll. — Durch
die Unterwerfung der Sachsen waren östlich von der Elbe die Wenden Nach- »
barn des fränkischen Reiches geworden. Dieses heidnische, slavische Volk machte
unausgesetzt Einfälle in das Land. Karl zog gegen die Wenden und unter¬
warf sie seiner Herrschaft. An der Saale und Elbe baute er feste Burgen,
aus denen später die Städte Magdeburg und Halle entstanden sind. Um die
Wenden an milde Sitten zu gewöhnen, schickte er ihnen Priester zur Ver¬
kündigung der christlichen Lehre. In einem glücklichen Feldzuge gegen
das Reitervolk der Ava ren im Südosten dehnte Karl die Grenzen seines
Reiches bis zur Raab in Ungarn aus und gründete hier die Ostmark
(Mark-Grenzland). — Im Kampfe gegen die Normannen im nördlichen Teile
schob er die Grenzen bis zur Eider vor. — Auf dem Reichstage zu Pader¬
born erschienen Gesandte eines muhamedanischen Fürsten aus Spanien und
riefen Karl zu Hilfe gegen einen benachbarten Herrscher. Karl eroberte das
Land bis zum Ebro; hier entstand später die spanische Mark. Auf dem
Rückzüge erlitt die Nachhut seines Heeres in den Pyrenäen eine vernichtende
Niederlage; unter den Gefallenen war auch sein tapferster Held und Freund,
der Mur lg ras Ro land, der in Sagen und Liedern viel gefeiert worden
ist (Rolandseck).
5. Die Kaiserkrönung Karls. 800. Das Frankenreich erstreckte
sich nun von der Elbe und Raab im Osten bis an die Nordsee
und den Atlantischen Ozean im Westen, von der Eider im Norden
bis an den Ebro und das Mittelländische Meer im Süden; so
umfaßte es einen großen Teil des früheren weströmischen
Reiches. Für diese Macht war der Titel „König der Franken"
zu gering. Der Papst Leo, Hadrians Nachfolger, wurde von
Übelgesinnten mißhandelt und aus Rom vertrieben. Da reiste
er über die Alpen nach Paderborn zu Karl und bat um Unter¬
stützung. Karl leistete diesem Ruse Folge und stellte die Ruhe
wieder her. Als er nun am Weihnachtsfeste des Jahres 800
in der Peterskirche der Messe beiwohnte und an den Stufen des
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