Die Bevölkerung Italiens.
auszog, als friedlicher Beschäftigung oblag, drängten sie die Etrusker
immer weiter nach Süden, so daß diese auf die nach ihnen benannte Land-
schaft Etrurien beschränkt wurden'.
b) Die Etrusker. Die Landschaft Etrurien reichte im Süden bis
an den Tiber, in dessen Nähe, unweit Rom, einer ihrer Hauptorte, Veii,
lag; im Norden grenzte sie an den Apennin, in vorgallischer Zeit an die
Alpen. Die Etrusker oder Tyrrhener zeigten in Sprache und Sitte eine
noch größere Verschiedenheit von den Jtalikern als die Gallier. Sie besaßen
eine hochentwickelte Kultur, wovon ihre Bauten und Bildwerke
(Felsengräber mit prächtigen Sarkophagen) sowie ihre gewaltige See-
macht glänzendes Zeugnis ablegen. Bis in die Zeit der Perserkriege be-
herrschten sie mit den Karthagern das nach ihnen benannte Tyrrhenische
Meer. Ihre religiösen Gebräuche und ihre Heereseinrichtungen
wurden zum Teil von den Römern angenommen.
c) Die Griechen. Sie waren seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. in Unter-
Italien die herrschende Bevölkerung (S. 19). Im Südosten verdrängten
sie die Ureinwohner fast gänzlich, vom südwestlichen Italien hatten sie
die Küstengebiete in Besitz. Ihre Kolonien reichten sogar bis nach Kam-
panien, wo sie u. a. Cumä und Neapel gründeten. Von den Griechen
in Cumä erhielten die Römer das Alphabet, Maße und Münzen
und andere Erfindungen einer fortgeschrittenen Kultur.
d) Die Jtaliker. Ihr Gebiet waren die Landschaften Latium, Kam-
panien. Umbrien, Picenum und Samnium. Sie zerfielen in
mehrere Stämme, unter denen die in der Ebene von Latium ansässigen
Latin er und die bergbewohnenden Sa beller, welche ihren Ursprung von
den Sabinern herleiteten, die wichtigsten sind. Die schutzlose Lage des
Landes zwang die Lattner zum Zusammenwohnen in Städten. Dieser
Umstand sowie die Nähe des Meeres und der Verkehr mit den Etruskern
und den Griechen hatten zur Folge, daß in Latium neben dem Ackerbau
frühzeitig Handel und Gewerbefleiß aufblühten und fremde Sitten Eingang
fanden. Die Sabeller dagegen lebten in ihrem von der Natur geschützten
Lande auf Gehöften oder in Dörfern, sie beschäftigten sich aus-
schließlich mit Ackerbau und Viehzucht. Ihre Sitten blieben deshalb einfach
und streng. Zäh am Alten hangend, suchten sie das Eindringen fremder
1 Andere gallische Stämme drangen später in die Balkanhalbinsel ein, ein Teil
letzte sogar nach Kleinasien über und siedelte sich in dem nach ihm benannten
Galatien als Nachbar des Reiches Pergamon an; vgl. S. 71. Ihren Charakter
kennzeichnet treffend der alte Cato: Plercique Gallia duas res industriosissime per-
■sequitur, rem müitarem et argute loqui (— gloire und esprit nach Mommsens
Ubersetzung).