Schlachten bei Aspern und Wagram. Aufstand der Tiroler. 79
sich loszureißen von Kaiser Franz und einen eigenen König zu
wählen. Aber die großherzige Nation beantwortete den unedlen
Antrag dadurch, daß sie sich kräftig rüstete, ihrenl Könige Franz
beizustehen. Napoleon setzte nun über die Donau und lieferte
dem Erzherzoge Karl bei Aspern, Wien gegenüber, eine zwei¬
tägige blutige Schlacht, am 21. und 22. Mai. Napoleon verlor
sie und hätte beinahe sein ganzes Heer eingebüßt; denn Karl hatte
das plötzlich angeschwollene Donauwasser benutzt und große Balken
hineinwerfen lassen, welche die Schiffbrücke der Franzosen zer¬
trümmerten, und so wurde ihnen der Rückweg abgeschnitten.
Mit Mühe stellten sie endlich, als sie schon von den Oestreichern
bis an das Donauufer gedrängt worden waren, die Brücke wieder
her und zogen eiligst nach Wien zurück. Napoleon ging sechs
Wochen darauf wieder auf das linke Donauufer und erneuerte
am 5. und 6. Juli ben Angriff, diesmal mit seiner ganzen Macht.
Die Schlacht war auf dem Marchfelde, nicht weit von Aspern,
bei Deutsch-Wagram. Nach heldenmüthigem Kampfe wurden
die Oestreicher besiegt und dadurch der Krieg entschieden, obgleich
sie in Italien mit Glück gegen den Vicekönig Eugen gekänrpft
hatten. Dagegen hatte sich für das Haus Oestreich das treue
Volk der Tiroler erhoben. An ihrer Spitze standen Andreas
Hofer, ein Gastwirth, Speckbacher, der Kapuziner Haspin-
ger*) und Andere, und da die Tiroler gute Schützen sind und
alle Steige kannten, so waren sie den Baiern und Franzosen
gefährliche Feinde.**) Aber ein Waffenstillstand und der Friede
*) Der Verfasser hat diesen kräftigen, weißbärtigen Greis noch 1844 gesehen
und gesprochen.
**) Welch ein schöner Geist der Tapferkeit Jung und Alt damals in Tirol
beseelte, für ihren Kaiser zu streiten, zeigt auch folgender Zug: Als Speckbacher
einst zum Tressen ausgezogen war, fand sich während des ersten Handgemenges
Ander!, sein zehnjähriger Sohn, unbewaffnet bei ihm ein und ließ sich nicht
abweisen, dem Gefechte beizuwohnen. Als ein Sturm aus eine Brücke gemacht
werden sollte, wurde dem Vater für den Kleinen bange, und da die Ermah-
nungen, zurückzugehen, nichts halfen, so mußte er ihn schlagen. Der Knabe
ging aber nur so weit zurück, bis ihn der Vater nicht mehr sehen konnte, hielt
sich hinter den Schützen am Waldrande und schnitt mit seinem Messer die Ku¬
geln aus, die in den Boden fuhren und die er am Auswirbeln des Staubes
erkannte. Am andern Morgen in größter Frühe kam er zum Vater mit seinem
Schatze, und übergab ihm sein Hütchen voll Äugeln, weil er gehört habe, die
Tiroler litten Mangel daran. Mit vieler Mühe konnte man ihn durch das
Vorgeben, daß Speckbacher bald nachfolgen würde, bewegen, nach Hause zu