Full text: Das Königreich Sachsen und seine Fürsten

^ I. Von den früheren 
hatte sich jedenfalls aus zurückgebliebenen Resten der alten Hermun- 
duren und der Teuriochaimen im Norden und Osten unsres Vater- 
landes der Staat der Thüringer gebildet, welcher jedoch im Jahre 
530 durch die Franken und Sachsen wieder vernichtet ward. Um 
dieselbe Zeit war jedenfalls das östlich von der Saale gelegene Land 
bereits im Besitze der Slaven. Die europäische Urheimat derselben 
scheint das ganze Gebiet zwischen der Wolga, dem Dniester und 
Dnjeper, den Karpathen, der Weichsel und Ostsee gewesen zu sein. 
Bereits zu Ansang des 4. Jahrhunderts hatten sie wahrscheinlich die 
Oder überschritten, wo vor ihnen lhgische und keltische Nationen se߬ 
haft gewesen waren, deren Wanderstraße sie gleich den andern Völ- 
kern nach Süden und Westen führte. Die in jener Zeit nördlich des 
vom Riesen- und Erzgebirge gebildeten Gebirgszuges vorgedrungenen 
Slaven zerfielen in drei Hauptstämme, von denen die Sorben oder 
Serben das Gebiet zwischen der Oder und Saale und von der Alt- 
und Mittelmark bis an das Erz- und Fichtelgebirge bewohnten. Ihnen 
gehörten auch die Milzener in der Ober- und die Lusizer in der Nie- 
derlausitz an. Der slavische Stamm der Czechen war zwischen 454 
bis 495 in Böhmen eingedrungen. 
Das von den Sorben in dem spätern Markgrastnm Meißen in 
Besitz genommene Land zerfiel ebenso wie das Gebiet östlich der Elbe, 
wo die Milzener und Lusizer seßhaft waren, in mehrere Sudpanien,' 
d. h. Gerichtsherrschaften oder Gaue, unter denen, als die bedeutend- 
sten, zunächst die Sndpanien Glomazi und Nisani hervorgehoben wer- 
den mögen. Letztere, welche sich zu beiden Seiten der Elbe von Böh- 
men aus nordwärts bis gegen das heutige Scharfenberg hinzog, hatte 
als westliche Grenze die Ausläufer des Erzgebirges, und hier schloß 
sich an diesen Gau bis ungefähr zum Chemnitzflüßchen die Sudpauie 
Glomazi an, welche auch Daleminzi genannt ward. Hier war, zwei 
Meilen von der Elbe entfernt, eine Quelle, welche einen wunderbaren 
See (den nicht mehr vorhandenen Pöltzscher See bei Lommatzsch) bil- 
bete. Bedeckte sich sein Wasser mit Weizen, Hafer und Eicheln, so 
weissagten die Priester fruchtbare Zeit und Frieden; drohten aber 
wilde Kriegsläufte, so gab auf ihm Blut und Asche gewisse Kunde der 
Zukunft. — Außer den genannten slavischen Sndpanien verdienen 
noch westlich der Elbe der Gau Siusli auf beiden Seiten der Parthe 
bis gegen Grimma, der Gau Plisni in dem späteren Pleißnerlande 
und dem Altenbnrgischen, und der Gau Chutizi oder Scutizi, welcher 
sich zwischen dem obern Laufe der Freiberger und Zwickauer Mulde 
in die Thalschluchten des alten Miriqnidi, d. h. Schwarzwaldes, unsres 
heutigen Erzgebirges, hinaufzog, eine Erwähnung. Östlich der Elbe
	        
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