Full text: Geschichtsbilder für Volksschulen

war die Kaiserin gern bereit, das Unglück zu lindern. Da tut Jahre der 
Thronbesteigung Friedrichs viele Gegenden durch große Überschwemmungen 
litten, so besuchte die Kaiserin selbst verschiedene dieser Gebiete, um ihre 
eigene und des kaiserlichen Gemahls Teilnahme zu bekunden. Als sie den 
Dammdurchbruch bei Jonasdorf an der Nogat sah und von den Ver- 
Wüstungen horte, traten ihr Thränen in die Augen. Sie drückte zweien be- 
sonders hart geschädigten Münnern die Hand und sagte: „Ihnen soll geholfen 
werben." Als sich einige unglückliche Leute vor ihr auf die Knie'nieder- 
warfen, befahl sie ihnen, auszustehen und lies; sich die Unglücksfälle btcfcr 
Armen erzählen. Darauf drückte sie auch diesen Leuten freundlich die Hand 
und sprach: „Ich werde mir Ihre Namen merken; ich werde Sie nicht vergessen." 
Als treue Pflegerin am Krankenbette. Ihrem Gemahl war sie 
stets eiue sorgsame, gleichgesinnt Gefährtin, und als derselbe von einer 
tückischen Halskrankheit befallen wurde, staub sie mit nie crmatteubcr Aus¬ 
dauer und mit größtem Opfersinn an seiner Schmerzeusstätte, um ihn bis 
zum letzten schwersten Augenblicke zu pflegen und zu trösten. Unbeschreiblich 
war ihr Schmerz, als der Kaiser verschieden war. Der verwitweten Kai¬ 
serin Augusta, die in Babeu-Babeu weilte, zeigte sie bas Hinscheiben ihres 
Gemahls mit folgenden Worten an: „Um Deinen einzigen Sohn weint die- 
jenige, die so stolz und glücklich war, seine Frau zu sein, mit Dir, arme 
Mutter! Keine Mutter besaß einen sochen Sohn! Sei stark und stolz in 
Deinen, Kummer! Er ließ Dich noch heute grüßen. Viktoria." — Möge 
Gott diese hohe, edle Frau trösten nnb stärken! 
83. Laiser Wilhelm II. Zeit dem 15. Juni 1888. 
Jugendzeit Kaiser Wilhelm II., ber älteste Sohn Friedrichs III., 
wurde am 27. Januar 1859 zu Berliu geboren. Als sein Großvater, ber 
spätere Kaiser Wilhelm I. biefe frohe Nachricht erhielt, eilte er, um feinen 
Eukelsohn zu sehen. Auch ber Felbmarschall Wrangel erschien nnb be- 
glückwünschte bic Eltern bes jungen Prinzen; zu ber Harrenben Menge aber 
sagte er: „Kinber, alles geht gut, es ist ein tüchtiger, berber Rekrut." — 
Der junge Prinz würbe vou seiueu Eltern aufs sorgfältigste erzogen uub 
Vorgesetzten des Prinzen in seinem Palais und stellte ihnen den Enkel vor. 
Zu diesem aber sprach er nach manchem andern ergreifenden Wort: „Nun 
Kaiser Wilhelm II. 
legenheit empfing der verstorbene 
verlebte seine erste Jugend meistens aus 
dem jetzigen Schlosse Friedrichskron bei 
Potsbam. — Mit seinem jüugern Brnber 
Heinrich trat er 1874 im Gymnasium 
zu Kassel als Schüler ein. Hier burfte 
er nach dein Wunsche feiner Eltern keine 
bevorzugte Stellung einnehmen. Wie 
seine Mitschüler sollte er mit „Sie" an- 
geredet und mit dem Namen „Prinz 
Wilhelm" aufgerufen werben. Auch 
füllten beibe Prinzen mit ben Klassen 
ltitb Altersgenossen in zwangloser Weise 
verkehren. Als Wilhelm 1877 bic Abi¬ 
turientenprüfung bestauben hatte nnb von 
der Schule abging, erhielt er eine der 
drei Denkmünzen, welche au die fleißigsten 
und würdigsten Primaner verteilt wurden. 
Darnach trat er, 18 Jahre alt, ius I. Garbe¬ 
regiment zu Fuß ein. Bei dieser Ge¬ 
Kaiser Wilhelm I. die nächsten militärischen
	        
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