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verbessern und legte einen Kanal an, der die Oder und Spree verbinden
sollte, und der bis auf den heutigen Tag Friedrich-Wilhelms-Kanal heißt.
Auch wurden Posten eingerichtet, die gingen von Berlin bis Magdeburg und
bis zum Rhein nach Wesel und Kleve, andere nach Danzig und Königsberg.
Der Kurfürst sorgte dafür, daß die Jugend zur Schule angehalten wurde,
und beförderte Kunst und Wissenschaft.
Der schwedisch-polnische Krieg. Zur Zeit des großen Kurfürsten
brach zwischen Pole« und Schweden ein Krieg aus. Da Friedrich Wilhelm
auf die Seite der Schweden trat, so drohte der Polenkönig ihm mit ewigem
Kerker, wo weder Sonne noch Mond schiene. In der dreitägigen Schlacht
bei Marschall wurden die Polen jedoch durch die Schweden und Branden-
burger besiegt. Später kam es zum Frieden im Kloster zu Oliva (1660),
in welchem der Kurfürst das Herzogtum Preußen (an der Ostsee) als unab-
hängiges Land erhielt: denn bis dahin hatte Brandenburg dasselbe nur als
polnisches Lehen besessen.
Die Schlacht bei Fehrbellin. 1075, 18. Juni. Aufgereizt durch
den Köuig Ludwig XIV. vou Frankreich, fielen die Schweden (1674) plötzlich
in Brandenburg eiu uud verwüsteten alles, wohin sie kamen. Vergeblich
rotteten sich die Bauern zusammen und leisteten Widerstand. Ans ihren
Fahnen trugen sie die Inschrift: „Wir sind Bauern von geringem
Gut und dienen im fem gnädigsten Kurfürsten mit Gut und
Blut." Der Kurfürst war nicht anwesend; er stand jenseit des Rheins gegen
die Franzosen, welche Deutschland bedrohten. Schnell kam er herbei. Er
erreichte die Schwedeu bei Fehrbellin. "Seine Generale rieten von einer
Schlacht ab, da sein Fußvolk noch zurück war. Der Kurfürst sagte aber:
„Weil wir dem Feinde so nahe sind, so muß er Haare oder Federn lassen."
Unter dem Feldgeschrei: „Mit Gott!" griff er die Schweden an. Als er
bemerkte, daß einige Schwadronen seiner Reiter ihren Führer verloren hatten,
stellte er sich au ihre Spitze ititd rief: „Getrost, Soldaten. Ich, euer Fürst
uud Hauptmauu, will siegen oder zugleich mit euch ritterlich sterben." Er
hielt mitten im Kugelregen; nach heißem Kampfe sah man die Schweden in
voller Flucht. Bald war die Mark von ihnen gänzlich gesäubert.
Weitere Kriegsereignisse. frieden zu St. Germain. Der
Kurfürst setzte den Krieg gegen die Schweden in Pommern glücklich fort
und eroberte Stettill und Stralsliud. Nachdeiu er die Feinde ans Pommern
vertrieben, fielen dieselben von Livlaud her in Ostpreußen ein. Als nun
der Kurfürst von diesem neuen Vordringen der Schweden hörte, brach er
trotz seiner Kränklichkeit und des ungewöhnlich strengen Winters mit seiner
Gemahlin und denlKllrPrinzen nach Ostpreußen auf, ließ sein Heer ansbespannten
Schlitten über das gefrorene Haff bringen und drängte die Schweden zu eiliger
Flucht. In knrzer Zeit hatte er sie vor sich her zmu Öcindc hinausgejagt (1679).
Er forderte nun den Kaiser auf, am Rheine den Krieg gegen Frankreich fortzusetzen.
In Wien sah nian jedoch das Emporkolnmeu des brandcnbnrgischen Staates mit
großer Besorgnis uud Eisersucht an uud ließ sich auf Friedensverhandlungen
mit Frankreich ein, bei welchen Lndwig XIV. als eine Hanptbedingung
forderte, daß die Schwede« ihren bisherigen Anteil von Pommern zurück¬
erhielten. Vergeblich stellte der Kurfürst vor, welche Opfer er gebracht
uud wie wichtig für das deutsche Reich die Vertreibung der Schweden sei.
Von allen Bundesgenossen verlassen, mußte er sich fügen und im Frieden
von St. German»*) (1679) anf die Erwerbung von Schwedisch-Vor-
Pommern verzichten.
Die Gemahlin des großen Kurfürsten war Luise Henriette, eine
*) Nördlich von Versailles.