gehoben, manche Träne getrocknet. Sie ist glücklich,
wenn sie andere glücklich machen kann.
§ 9. Der arme Weber in Primkenau.
Als unsere Kaiserin noch in Primkenau war, hat
sie einmal die Familie eines Webers aus bitterer Not
errettet. Der Weber war krank, und seiner Familie ging
es sehr schlecht. Es fehlte an Brot sür die hungrigen
Kinder. Die Familie nahm ihre Zuflucht zu Gott, dem
Vater der Armen. Als die Prinzessin Auguste Viktoria
(im Alter von 16y2 Jahren) konfirmiert wurde, ging
auch des Webers Tochter Martha zur Kirche. Viele
hohe Herrschaften sah sie vorfahren. Als endlich die
Prinzessin mit ihrer Schwester (Karoline) herankam,
rief Martha ans: „Ach, wenn ich doch auch eine Prin-
zessin wäre!" Diese Worte hörte ein vornehmer Herr,
der Lehrer der Prinzessin war. Er sprach zu dem armen
Mädchen: „Warum möchtest du eine Prinzessin sein?
Gewiß, um auch so schöne Kleider zu tragen und in
einem so prächtigen Wagen zu fahren?" „Das nicht,"
antwortete Martha, „aber ich wollte gern für meine
Eltern sorgen. Wenn ich eine Prinzessin wäre, ließe
ich sogleich den Arzt kommen, daß er meinen Vater
gesund mache; auch würde ich die Miete bezahlen." Bei
diesen Worten fing das Kind an zu weinen. Am andern
Tage erzählte der Lehrer der Prinzessin von der armen
Familie. Die Prinzessin sorgte nun dafür, daß dieser
geholfen wurde; auch ließ sie Martha zu einer tüchtigen
Malerm ausbilden.
§ 10. Die Prinzessin Wilhelm und die Ostereier.
Die Prinzessin Wilhelm, unsere jetzige Kaiserin,
machte ernst am Tage vor Ostern Einkäufe. Ihr Wagen
stand auf der Straße vor dem Geschäftshause. Bald
war er von vielen Kindern umringt. Die Prinzessin
bemerkte das und kaufte eine große Düte voll Ostereier
Diese verteilte sie unter die Kinder. Als sie alle be-
friedigt zu haben glaubte, fragte sie: „Wer hat noch
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