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er zu dem kronprinzlichen Schlosse, um den neugeborenen
Prinzen zu sehen. Dessen Geburt verursachte im ganzen
Lande eine große Freude.
§ 3. Des Prinzen Wilhelm Erziehung.
Die Eltern des Prinzen versprachen, ihn zur Ehre
und zum Wohle des Vaterlandes zu erziehen. Vor allem
wurde dafür gesorgt, daß er fromm und gottesfürchtig
werde. Die Mutter leitete die erste Erziehung ihres
Sohnes mit großer Sorgfalt. Ein Berliner Seminar-
lehrer unterrichtete ihn später im Lesen und Schreiben.
Auch in der englischen und in der französischen Sprache
erhielt er Unterricht. Vom 7. Jahre ab leitete Dr. Hinz¬
peter die Erziehung und Ausbildung des Prinzen Wilhelm.
Sein militärischer Erzieher war der Hauptmann von
Schrötter.
Von frühester Jugend auf wurde unser Kaiser an
Ordnung und Pünktlichkeit gewöhnt. Sein Vater
verlangte von ihm Gehorsam, Fleiß und Pflicht¬
erfüllung. Zu einem Lehrer des Prinzen sagteer: „Seien
Sie nur streng mit dem Knaben! Keine Rücksicht oder
Nachsicht! Er will etwas lernen, und er soll es lernen!"
Der Unterricht wechselte mit Spielen, Turnen und
andern körperlichen Übungen ab. Eine besondere
Vorliebe hatte der junge Prinz für das Exerzieren.
Gern sah er den Übungen der Soldaten zu. Die Korn-
mandoworte der Oberen merkte er sich genau.
Die schönsten Jugendjahre verlebte unser Kaiser im
Schlosse Friedrichskron bei Potsdam, wo seine Eltern
im Sommer wohnten. Im Schloßgarten spielte er mit
seinen Geschwistern, besonders mit seinem Bruder Hein-
rich und seiner Schwester Charlotte. Auch andere Kinder
durften an den Spielen und Festlichkeiten teilnehmen.
§ 4. Aus der Kindheit unseres Kaisers.
a) Ter Prinz und der Matrose. Als Knabe machte
unser Kaiser gern Wasserfahrten auf einem kleinen
Boote, das den Namen Kuckuck führte. Ein Matrose lenkte