Full text: Vaterländische Geschichte für die Oberklassen kathol[ischer] Volksschulen

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Heimat, von welcher aus sie einen Raubzug nach Rom unter- 
nahmen, das sie in schrecklicher Weise verwüsteten. Die Angeln 
und Sachsen setzten nach Großbritannien über und ließen sich 
daselbst nieder; nach ihnen hat das Land den Namen Angelland 
oder England erhalten. Die Langobarden stifteten in Norditalien 
das Langobardenreich, welches von Karl dem Großen im Jahre 
773 erobert wurde. Die Heruler unter ihrem Könige Odoaker 
setzten sogar den letzten römischen Kaiser ab und machten dem 
weströmischen Reiche im Jahre 476 ein Ende. Nur im nördlichen 
Frankreich blieb ein kleiner Teil desselben unter seinem früheren 
Statthalter bestehen. So waren die Germanen die Herren des 
gewaltigen Römerreiches geworden. 
In den Gegenden,' welche die Germanen verlassen hatten, 
ließen sich verschiedene Volksstämme nieder, die zu dem großen 
Volke der Slaoen gehörten. Einer derselben waren die Wenden, 
welche das Land zwischen Elbe und Oder, die spätere Mark 
Brandenburg, in Besitz nahmen. 
Erst im Jahre 955 erreichte die Völkerwanderung ihr 
völliges Ende. 
4. Ter heilige Bonifatius. 
Eine wichtige Folge der Völkerwanderung war die Verbrei- 
tung des Christentums unter den germanischen "Völkern. Einzelnen 
Stämmen, wie z. B. den Westgoten, war dasselbe zwar bereits 
früher bekannt geworden; so wissen wir, daß schon 325 auf der 
Kirchenversammlung zu Nicäct auch ein Bischof der Goten zu- 
gegen gewesen ist. Die meisten Germanen aber, namentlich die 
am Rhein und an der Donau wohnenden, lernten das Christentum 
erst während der Völkerwanderung kennen. Dagegen herrschte 
im Innern Germaniens noch immer das Heidentum. Durch 
englische und irische Mönche wurde auch hier das Licht des 
Glaubens verbreitet.. Die heiligen Kolumban, Kilian und Fridolin 
gehören zu ihnen. Der berühmteste unter den Glaubensboten 
aber ist der heilige Bonifatius, genannt Apostel der Deutschen. 
Er war in England geboren und hieß ursprünglich Winsried. 
Von Jugend an war er von dem Wunsche erfüllt, die Heiden 
zu Christus zu führen. Er wurde Mönch, oerließ aber bald das 
Kloster mit Erlaubnis seiner Obern und begab sich nach Ger- 
manien. Zuerst predigte er den Friesen das Evangelium. Dann 
reiste er nach Rom und wurde vom Papste als Missionar wieder 
zu den Germanen zurückgesandt. Er zog nun in das Land der 
Hessen und bekehrte viele. Bei Geismar stand eine uralte, dem 
Donnergotte geweihte Eiche, welche von den Hessen heilig gehal- 
tert wurde. Als Bonifacius dies hörte, ergriff er die Axt, um 
den Baum zu fällen. Erschrocken standen die Heiden umher und 
glaubten, ihre Götter würden ihn zerschmettern. Aber der Baum
	        
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