218 Siebenter Seitraum. Vom Westfäl. Frieden b. z. Thronbesteigung Friedrichs d. Gr.
die Einwohnerzahl 900 000 bezw. 1 500 000 (gegenwärtig 31 Mill.).
Die Verwaltung, namentlich das Steuerwesen, war wohlgeordnet. Das
Heer befand sich in guter Verfassung und genoß europäischen Rns. Trotz
des großen Steuerdrucks war doch das Land in sichtlichem Auft
blühen begriffen. Zwar zeigten sich in Dorf und Stadt noch viele
Spuren der Verwüstung; aber überall sah man auch neues Leben keimen.
Namentlich die Hauptstadt ließ deutliche Spuren äußern und innern
Wachstums erkennen. Die Einwohnerzahl Berlins stieg von 6000 auf 20 000.
Neben den strohgedeckten, schornsteinlosen Häusern erhoben sich einzelne statt¬
liche Neubauten; auch begann man die Straßen zu pflastern und auf größere
Reinlichkeit zu halten. Das Leben zeigte noch einen einfachen, ziemlich bäuri¬
schen Zuschnitt. Mit den Hugenotten hielt eine feinere Bildung ihren Einzug.
Wohl konnte daher Friedrich der Große am Sarge des Großen Kur¬
fürsten sagen: „Der hat viel gethan."
1688 2. Friedrich III., Kurfürst von Wrarrdenöurg, später Friedrich I.,
1713 König in Wreußerr.
A. Jugend und Thronbesteigung. Ter Verzicht aus den Kreis
Schwiebus. Friedrich war als Kind sehr schwächlich; durch einen unglück¬
lichen Fall zog er sich eine Krümmung des Rückgrates zu, die mit den
Jahren sich immer mehr verschlimmerte. Schon früh zeigte er ein weiches,
fremden Einflüssen leicht zugängliches Gemüt und eine auf¬
fallende Neigung zu äußerem Glanze. Sein Erzieher, der be¬
gabte und vielgereiste Eberhard von Danckelmann, verstand es, ihn
mit Liebe zu den Wissenschaften unb Künsten zu erfüllen.
Der Zwist Friebrichs mit seiner Stiefmutter (S. 216) trübte auch bas
Verhältnis zum Vater. Dies machte sich bie österreichische Regierung zu
uutze. Sie bestimmte ben Kurprinzen ohne Wissen bes Großen Kurfürsten,
sich schriftlich zu verpflichten, baß er nach besten Tobe ben Kreis Schwie¬
bus bem Kaiser zurückgeben werbe.
Als Friebrich bie Regierung antrat, machte er seinen Erzieher
zu seinem ersten Ratgeber. Danckelmann bewies sich als einen tüch¬
tigen Staatsmann, siel aber später in Ungnabe unb mußte unfähigen itnb
selbstsüchtigen Höflingen Platz machen (s. unten).
B. Kriege und Erwerbungen.
a) Unterstützung Wilhelms III. von Oranien bei seiner Thron-
besteignng in England.
In England war nach dem Tode der Königin Elisabeth (S. 171) das
Haus Stuart gefolgt. Der erste König dieses Stammes, Jakob I., war ein