Full text: Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen

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Karlsschule zu Stuttgart, wo er sich anfangs der Rechts¬ 
wissenschaft, später der Arzeneikunde widmete. Die strenge mili¬ 
tärische Zucht, die dort waltete, behagte ihm wenig, und die vor¬ 
geschriebenen Studien vermochten seinen hochsliegenden Geist nicht 
zu fesselu. Mit desto größerer Begierde las er die Werke der 
neueren Dichter, die er, weil sie in der Anstalt verboten waren, 
durch List sich zu verschaffen wußte. Im Alter von 22 Jahren 
erhielt er eine Anstellung als Militärarzt; doch die gehoffte Frei¬ 
heit fand er nicht, man untersagte ihm sogar, seine Gedichte druk- 
keu zu lassen. Da faßte er den Entschluß, nach Mannheim 
zu entfliehen, wo seine „Räuber" mit großem Beifall aufgeführt 
worden waren. Allein der Leiter der dortigen Bühne ließ ihn in 
Not und Sorgen schmachten, und so folgte er mit Freuden einer Ein¬ 
ladung der Frau von Wolzogen nach deren Gute Bauer¬ 
bach'bei Meiningen. Jetzt rief man ihn zwar nach Mannheim 
zurück und stellte ihn als Theaterdichter an; da er sich aber auf's 
neue in seinen Erwartungen getäuscht sah, gab er die Stellung 
wieder auf. Im Jahre 1789 erhielt er einen Ruf als Professor 
der Geschichte an die Universität Jena, und nun durste er 
auch daran denken, seine Braut Charlotte von Lengeseld 
als Gattin heimzuführen. In Jena schrieb er den „Wallen¬ 
stein", das „Lied von der Glocke" und die meisten seiner 
herrlichen Balladen, so die „Bürgschaft" den „Kampf mit 
demDrachen", den„Taucher", die „Kraniche desJbykus", 
den „Ring des Polykrates" und den „Graf von Habs¬ 
burg". 1799 siedelte er nach Weimar über, wo er sich mit 
Göthe vorzugsweise dem Theater widmete und u. a. die „Jung¬ 
frau von Orleans" und kurz vor seinem im Jahre 1805 er¬ 
folgenden Hinscheiden „Wilhelm Tell" verfaßte. 
§ 80. Friedrich Wilhelm IV und das Jahr 1848. (Preu¬ 
ßen nach dem Befreiungskriege.) Mit Besonnenheit, Mäßigung 
und Wohlwollen bildete Friedrich Wilhelm III die durch 
Stein und Hardenberg gegebenen staatlichen Grundlagen weiter 
aus. Darum bewahrte auch Preußen, als sich im Jahre 1830 
in Frankreich und andern Ländern Aufstände erhoben, erfreulicher¬ 
weise den inneren Frieden. 1833 gründete Friedrich Wilhelm 
mit der Mehrzahl der deutschen 'Fürsten den Zollverein, 
durch welchen die so lästigen und den Handel und Verkehr er¬ 
schwerenden Zollschranken beseitigt wurden. Um den alten Zwie¬ 
spalt zwischen Lutheranern und Reformierten auszugleichen, ver¬ 
einigte der König durch die Union die beiden einander so nahe¬ 
stehenden Religionsgemeinschaften zu einer großen evangelischen 
Landeskirche. 
riebt ich Wilhelm IV und die Revolution in Preußen.) Am 
7.Juni 1840 starb Friedrich Wihelm III, und ihm folgte sein Sohn, 
der geistvolle und hochgebildete Friedrich Wilhelm IV,[1840—1861
	        
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