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der Fürsten verdanken wollte. Um aber den Wünschen der Na¬
tion, die auch die seinigen waren, gerecht zu werden, forderte er
die deuschen Regierungen auf, sich einem Bunde unter Preußens
Führung anzuschließen. Indes nur die kleineren Staaten kamen
der Einladung nach, und Oestreich, das seinen Einfluß in Deutsch¬
land nicht aufgeben wollte, drohte mit dem Kriege. Schon stan¬
den sich die Heere in Hessen gegenüber, als man sich zu einem
Vertrage einigte, in welchem Preußen zur alten Bundesverfassung
zurückkehrte. Die deutsche Nationalversammlung war schon vor¬
her gewaltsam aufgelöst worden.
(Erhebung der Schleswig-Holsteiner.) In den Märztagen
von 1848 hatten sich auch die Schleswig-Holsteiner wider
den dänischen Druck erhoben. Die Frankfurter Nationalver¬
sammlung gewährte ihnen Beistand und beschloß die Absendung
von Bundestruppen nach den Herzogtümern. Die Preußen
trieben die Dänen bis nach Jütland zurück, deutsche Strandbatte¬
rien schossen bei Eckernförde ein dänisches Kriegsschiff in Brand
und zwangen ein anderes zur Ergebung, und die Sachsen und
Baiern erstürmten die Düppeler Schanzen. Da drohten
die fremden Mächte, sich zu Gunsten Dänemarks in den Streit
zu mischen, und Preußen mußte sich zum Frieden bequemen. Die
Schleswig-Holsteiner setzten den Krieg noch eine Zeit lang fort,
wurden aber besiegt und von neuem der dänischen Herrschaft unter¬
worfen.
§ 81. Wilhelm I. Der schleswig-holsteinische Krieg. (Regie¬
rungsantritt Wilhelm's i.) Im Jahre 1853 brach zwischen Rußland
einerseits und der Türkei, Frankreich und England anderseits der blu¬
tige Krimkrieg ans, in welchem die Verbündeten nach langer Bela¬
gerung das russische Hauptbollwerk am schwarzen Meere, die Festung
Sebastopol, erstürmten. Einige Jahre später (1859) entriß Vik-
tor Em annel von Sardinen mit Hilfe Napoleon's den Oest-
reichern die Lombardei, unterstützte dann die Revolution in
Neapel, Toskana, Parma nnd Modena und vereinigte sämt¬
liche Länder der Halbinsel, mit Ausnahme Venetiens und eines Teils
des Kirchenstaats, zu einem „Königreich Italien". Allen
den erwähnten Ereignissen gegenüber war Preußen so gut wie
neutral geblieben, was nicht eben dazu beitrug, sein Ansehn m
Deutschland und Europa zu vermehren. Da starb König Friedrich
Wilhem IV, und sein Bruder Wilhelm I, seif 1858 bereits
Prinz-Regent, bestieg am 2. Januar 1861 den Thron. Die-i^.Jan.
ser berief den Frei Herrn (jetzt Fürsten) von Bismarck an bieL 1861
Spitze der Regierung, und von da ab tritt Preußen und mit ihm
Deutschland in den Vordergrund der Geschichte.
(Ausbruch des schleswig-holsteinischen Krieges.) Zu Ausgang
des Jahres 1863 hatte Dänemark eine Verfassung angenom¬
men, nach welcher, den verbrieften Rechten der Elbherzogtümer