§38. Karl s des Großen Nachfolger.^Ludwig der Fromme
und seine Söhne.) Karl's des Großen Sohn und Nachfolger
Ludwig der Fromme besaß bei weitem nicht die Thatkraft
und das Herrschertalent des Vaters. Schon drei Jahre nach
seiner Thronbesteigung nahm er eine vorläufige Teilung des Reichs
unter seine drei Söhne Lothar, Pipin und' Ludwig vor. Als
ihm aber seine zweite Gemahlin Jutta ebenfalls einen Sohn,
Karl den Kahlen, gebar, hob er die früheren Bestimmungen
wieder auf, um auch seinem jüngsten Sprößling eine Herrschaft
zuzuwenden. Dies erbitterte die älteren Söhne und hatte eine Reihe
unnatürlicher Kämpfe zur Folge, in denen der Kaiser fast immer den
kürzeren zog. Einmal mußte er sich sogar den Söhnen gefangen
geben, worauf ihn Lothar zu öffentlicher Kirchenbuße nötigte.
Dennoch ließ er von seinen Teilungsplänen nicht ab, bis ihn auf
einem Feldzuge gegen Ludwig der Tod ereilte. Drei Jahre später
840 einigten sich die Brüder zu dem Vertrage von Verdun, in
welchem Lothar Italien und Lothringen, Karl der Kahle
das eigentliche Frankreich und Ludwig Deutschland erhielt.
Pipin war noch vor dem Vater gestorben.
(Ludwig der Deutsche.) Ludwig der Deutsche war ein tüchti- ;
ger Regent und kraftvoller Herrscher, welcher Bildung und Ord- :
nung zu wahreu und die Grenzen des Reiches wohl zu schützen
wußte. Als Lothar's Sohu starb, wollte sich Karl der Kahle ^
der fränkischen Provinzen desselben bemächtigen. Ludwig aber i
zwang ihn zur Herausgabe des östlichen Lothringens mit ■
den Städten Basel, Straßburg, Metz und Aachen.
(Die letzten Karolinger.) Ludwig dem Deutschen folgten seine
drei Söhne, von denen Karl der Dicke noch einmal das ge- •
samte Frankenreich vereinigte. Weil er aber von den räuberischen
Normannen wiederholt schimpflich den Frieden erkaufte, entsetz-
icujhn die Deutschen des Thrones und wählten seinen tapferen
Neffen Arnulf von Kärnthen zum Könige. Mit dem Sohne
des letzteren, dem unmündigen und unfähigen Ludwig demKin,de,
erlosch das Geschlecht der Karolinger (die Nachkommen Karl
Martel's) in Deutschland. In Fr an kr eich herrschte es noch ein
halbes Jahrhundert lang, zählte aber ebenfalls nur unfähige Re¬
genten.
§39. Heinrich der Finkler. (Konrad und Heinrich.) Nach
dem Aussterben der Karolinger wählten die Deutschen den Herzog
Konrad von Franken zum Könige. Konrad hatte schwere
Kämpfe mit den emporstrebenden Herzögen zu bestehen, nament¬
lich mit Heinrich von Sachsen. Da erkannte er, daß nur
ein mächtiger Fürst im Stande sei, der Königswürde Ansehen zu
verschaffen. Er schlug daher auf seinem Sterbebette den Herzog
Heinrich zu seinem Nachfolger vor, ein Vorschlag, den sein Bruder
Eberhard mit edler Selbstverleugnung unterstützte.