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2. Die Hessen, Friesen, Niedersachsen, Franken, Thüringer beteiligen
sich nicht an der Völkerwanderung. Diese behalten ihre altgermanische
Kultur. Von hier aus wird germanisches Leben, germanische EntWickelung
weiter zu betrachten sein. Wir finden also hier nach wie vor die altgerma-
nische Familie, die altgermanischen Sitten und Gebräuche, die alt-
germanische Religion.
Ein Ausblick.
Die germanischen Stämme wanderten, weil ihre Heimat sie nicht
mehr zu tragen vermochte, weil sie in der Fremde Besseres erhofften.
„Es reden und träumen die Menschen so viel
von bessern, zukünftigen Tagen."
Dieser Wandertrieb steckt heute noch im deutschen Blute. Der Hand-
Werkerjüngling packt sein Ränzel und wandert in die weite Welt hinein.
„O Wandern, o Wandern, du freie Burschenlust!
Da weht Gottes Odem so frisch in die Brust."
Wenn die heißersehnte Ferienzeit kommt, wandern Schüler und
Lehrer in die Berge und an die See.
„Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
den schickt er in die weite Welt."
Wandern soll der Deutsche, kennen lernen soll er unsre herrlichen,
reichgesegneten deutschen Lande; aber ehe er sein Ränzel packt, um auf
Nimmerwiedersehen von seinem Vaterlande Abschied zu nehmen, da
prüfe er erst zehnmal statt neun:
„Bleibe im Lande und nähre dich redlich!"
Und wenn er geht, dann soll er wenigstens sein Deutschtum im Herzen
bewahren und heilig halten.
Diese Wanderlust ist dem Deutschen angeboren; darum ist die er-
wähnte Völkerwanderung auch nicht die einzige geblieben.
1. Seit der Gründung Rigas 1201 ist die deutsche Kolonisation
der Ostseeprovinzen erschlossen worden. Wir bedauern das heiße Ringen
der Livländer und Littauer um ihr Germanentum in jetziger Zeit.
Wie lange wird's dauern, sind sie in der russischen Nation aufgegangen!
2. In derselben Zeit strömten Moselländer und Mainfranken nach
Siebenbürgen und bilden heute noch mitten im slawischen Ungarn eine
große „deutsche Sprachinsel" mit deutscher Sprache und deutschen Sitten
— Klausenburg, Hermannstadt.
3. Im Jahre 1635 begann die deutsche Auswanderung nach Amerika;
Besiedelung Pennsylvaniens durch Rheinländer und Flandern.
Siemon, Geschichtsunterricht. 6