Full text: Von der Urzeit bis zur Städtegründung (Teil 1)

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denen die sorbischen Bewohner vor ihnen wichen, sondern auch von ihnen 
selbst begründeten neuen Siedelungen gaben sie oft genug der fremden 
Sprache entlehnte Benennung. Die von Heinrich I. 928 an der Elbe 
angelegte Feste erhielt den slawischen Namen Misni. Viele Dörfer 
deutscher Gründung wurden wenigstens durch die Endung slavisiert, 
so Albertitz, Kunschitz (von Kunz). Konradesdorf, um 1190 von einem 
deutschen Ritter angelegt, erscheint schon 1206 als Conradiz. Die deutscheu 
Rittergeschlechter nahmen bekanntlich fast durchweg den Namen der 
Sorbenorte an, in denen sie saßen, seit dem (mit dem angehenden 
12. Jahrhunderte etwa) Familiennamen üblich wurden." Wuttke, 
Sächsische Volkskunde: Ed. O. Schulze, Verlauf und Formen der 
Besiedeluug des Landes. 
Es soll damit gesagt sein, daß auch hier von dem Lehrer umfassende 
Studien gemacht werden müssen, besonders wenn er ungefälschte 
Heimatsgeschichte lehren will. 
Die Geschichte. 
I. Um die Zeit der Völkerwanderung setzte sich in die verlassenen 
Wohnplätze der Deutschen ein von Osten kommendes slawisches Volk 
fest, das bis zur Elbe im Norden und bis zur Saale vordrang. Es waren 
die Sorben. 
Zur Vertiefung. 
1. Einzuprägen ist der Name Sorben. Unser sächsisches Land 
heißt nun Sorabia. Die Grenzen sind festzustellen. 
2. Wer waren diese Sorben? 
Sie kamen aus dem heutigen Rußland. Die Germanen nannten sie 
Wenden, d. i. Weidende. Viehzucht war ihre Hauptbeschäftigung. Zuerst 
drangen die Sorben nur bis zur Elbe und später bis zur Mulde vor; 
noch später bis an die Saale. Sie bauten Getreide, Rüben, Hanf 
und Flachs. Sie schnitten das Getreide mit der Sichel und bereiteten 
mit der Handmühle aus den Körnern das Mehl. Sie kannten also das 
Eisen; man hat Sicheln, Äxte und Schaufeln von ihnen gefunden. 
Geschichtskenntnis: 
Ums Jahr 500 setzten sich bis an die Saale die Sorben 
fest; unser Land heißt von nun an Sorabia. 
II. „Die Ansiedelung erhielt meist die Form eines Hufeisens wegen 
leichterer Verteidigung und zur besseren Bewachung des Viehs. Der 
so geschaffene, meist nicht breite Eingang des Dorfes konnte durch Baum- 
stamme geschlossen werden. Von Zeit zu Zeit zweigten sich von solchen 
Hauptsitzen neue Sippen ab und gründeten meist in der Nähe andere 
Ortschaften, von denen aus sich nach längerer Zeit wieder dieselbe Aus-
	        
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