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Hannover. 
eingang stand ein alter berühmter Kriegsfyelö, der klopfte ihn auf die Schulter 
und sprach: .Mönchlein, Mönchlein, du gehst jetzt einen schweren (Bang; bist 
du aber deiner Sache gewiß, so sei getrost, Gott wird dich nicht verlassen." Als 
Luther vor dem Kaiser stand, lagen da auf einem Tische alle Bücher, welche er 
geschrieben hatte, und ein Geistlicher fragte ihn, ob er die geschrieben hätte 
und ob er sie widerrufen wollte. Luther sagte, er möchte die Bücher noch 
einmal durchsehen und sich bis zum andern Tage besinnen. Der Kaiser war 
damit einverstanden. Hm andern Tage wurde er wieder in den Saal geführt 
und gefragt, ob er widerrufen wollte. Da antwortete er mit fester Stimme: 
„Alles, was ich gelehrt habe, steht so in der Bibel. Venn ihr beweisen könnt, 
daß ich etwas Unrechtes gelehrt habe, dann will ich widerrufen, sonst nicht, 
hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir! flmen." 
i) Luther auf der Wartburg. Kaiser Karl V. wurde sehr zornig über 
den furchtlosen Mönch und tat ihn in die Reichsacht, d. h. niemand durfte ihn 
ins haus nehmen, ihm zu essen oder zu trinken geben, sondern jeder durfte 
ihn totschlagen, wo er ihn fand. Da aber der Kaiser Luther freies Geleit 
versprochen hatte, wollte er sein Wort halten und bestimmte, daß die Reichsacht 
erst nach 21 Tagen eintreten sollte, damit Luther sicher nach Wittenberg reisen 
konnte, viele von den Sürsten hatten sich gefreut, daß Luther so mutig seine 
Meinung gesagt hatte, besonders Kurfürst Friedrich der Weise war stolz auf 
seinen Professor. Er fürchtete aber, es möchte unterwegs Luther ein Unglück 
zustoßen, deshalb schickte er heimlich einen Trupp Reiter in den Wald und ließ 
Luther auf der Rückreise gefangennehmen und nach seinem großen, festen 
Schloß, der Wartburg, bringen. Dort mußte sich Luther haare und Bart 
wachsen lassen und Ritterkleider anlegen. Er wurde Junker Georg genannt. 
Kein Mensch wußte, wo Luther geblieben war. Luther aber lebte nicht wie ein 
Ritter auf der Wartburg, sondern saß in seiner Stube und fing an, seine geliebte 
Bibel in die deutsche Sprache zu übersetzen, damit alle Leute darin lesen 
könnten. Hoch heute kann man auf der Wartburg das Zimmer sehen, in dem 
Luther gewohnt und gearbeitet hat. 
k) Rückkehr nach Wittenberg. Ungefähr ein Jahr blieb Luther auf der 
Wartburg, da erhielt er Nachricht, daß nach Wittenberg andere Prediger ge- 
kommen wären, die etwas ganz verkehrtes lehrten. Da konnte er es nicht 
länger aushalten. Er schrieb einen Brief an den Kurfürsten, daß er abreisen 
wolle. In Wittenberg stellte er bald die alte (Ordnung wieder her und lebte 
dann dort ungestört, da sich niemand fand, der die Reichsacht ausführen wollte. 
Den Gottesdienst richtete er nun ganz anders ein. Er selbst und viele von 
seinen freunden dichteten geistliche Lieder, z. B. „Ein feste Burg ist unser Gott" 
und „vom Himmel hoch, da komm ich her". Die wurden nun jeden Sonntag 
in den Kirchen gesungen. Die Pastoren predigten in deutscher Sprache. Nur 
was in der Bibel stand, sollte gelten, nicht was die Päpste gesagt hatten. Hlle 
Leute, die mit Luther einverstanden waren, nannten sich lutherisch oder evan- 
gelischdie andern hießen katholisch. Seit der Zeit gibt es fast in jeder größeren
	        
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