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beflügelte, lähmte die Preussen die Bedachtsamkeit ihrer hülflosen
alten Offiziere. Als in der frühen Herbstnacht der Rückmarsch
gegen Weimar angetreten wurde, da zerrissen alle Bande, welche
dieses Heer noch zusammenhielten. Taub gegen die Mahnungen
ungeliebter Führer, dachte der Soldat nur an sich selber. In einem
unförmlichen Klumpen wälzten sich die Trümmer der Bataillone und
der Batterien, dazwischen eingekeilt der unendliche Tross, über die
Hochebene dahin; jeder Hornruf des nachsetzenden Feindes steigerte
die Verwirrung, weckte die gemeine Angst um das Leben. „Das
waren Greuel“, sagte Gneisenau, „tausendmal lieber sterben, als
das noch einmal erleben“.
Gleichzeitig mit Napoleon erfocht Davoust einige Meilen weiter
flussab einen Sieg über die preussische Hauptarmee. Da nämlich
der Herzog seiner Gewohnheit gemäss auch jetzt jedermanns Rat
hören wollte, erreichte das preussische Heer die Unstrut gar nicht,
sondern wurde durch die Franzosen schon bei Auerstedt in einen
Kampf verwickelt. Gleich während der ersten Stunden der Schlacht
wurde der Herzog von Braunschweig tötlich verwundet, eine Kugel
raubte ihm das Augenlicht. Da der König weder selbst den Ober¬
befehl zu übernehmen wagte, noch einen Befehlshaber ernannte,
blieb das preussische Heer in den entscheidenden Augenblicken
ohne Leitung. Nachdem die Schlacht verloren war, zogen sich die
Preussen in leidlicher Ordnung zurück; als sie aber im Dunkel der
Nacht mit der gleichfalls fliehenden Heeresabteilung Hohenlohes
zusammentrafen, wurde die Hauptarmee mit in die Zerrüttung des
Hohenloheschen Korps hineingezogen. Die Mannschaft verliess
scharenweise die Fahnen. Selbst Gefangene, die ein beherzter
Reitertrupp befreit hatte, weigerten sich, die Waffen wieder auf¬
zunehmen. Als man der Heimat näher kam, stahl sich auch mancher
bessere Mann zu den Seinigen hinweg. Die Altgedienten sagten:
Ich habe lange genug den Kuhfuss getragen; der König hat der
jungen Burschen genug, die mögen es ausfechten. Der Zauber der
friedericianischen Unbesiegbarkeit war gebrochen, ein Kriegsruhm
ohne gleichen war verloren.
Und noch war der Kelch der Demütigung nicht geleert, eine
Reihe unwürdiger Übergaben brachte dem Staate heue Schmach.
Keiner der festen Plätze, an denen sich die Kraft des Feindes hätte
brechen können, war gerüstet; denn niemand hatte für möglich
gehalten, dass der Feind bis in das Herz des Königreichs Vor¬
dringen könnte. Mancher der alten Festungskommandanten war in
jungen Jahren ein tüchtiger Offizier gewesen; doch ihr Pflichtgefühl
entsprang nicht der Vaterlandsliebe, sondern dem Standesstolze.
Das Heer war ihnen alles, und in selbstgefälligem Hochmut er¬
warteten sie gelassen den unfehlbaren Sieg der friedericianischen
Regimenter. Als nun die sinnverwirrende Kunde von der Niederlage
durch das Land flog, als die elenden Trümmer dieses unüber¬
windlichen Heeres anlangten, da ward den alten Herren zu Mute,
als ginge die Welt unter. Jeder Widerstand schien ihnen nutzlos;