Full text: Geschichte (H. 27/28)

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absolute Gewalt zu verschaffen, durch entgegengesetzte 
Versicherungen. Die verunglückten Aufstände Argyles in Schott¬ 
land und seines illegitimen Neffen Monmoutli in England ermög¬ 
lichten ihm, sein Heer zu vermehren; des Oberrichters Jeffreys 
„blutige Assisen“ trafen über 300 mit Hinrichtung, über 800 mit 
Verschleppung nach den überseeischen Besitzungen. Als das 
Parlament an der (vom König schon mannigfach verletzten) 
Testakte wenigstens formell festhielt, liess er sich nach dessen 
Vertagung durch eine Kommission von Richtern das Dispensa¬ 
tionsrecht zusprechen, ernannte immer mehr katholische 
Offiziere, nahm Katholiken in den englischen und 
irischen Rat auf, in Irland wurde der katholische Graf 
von Tyrconnel Anfang 1687 auch äusserlich der mäch¬ 
tigste Beamte. Bei seinem Bemühen, England und Schott¬ 
land wieder katholisch zu machen, wurde er von Jesuiten be¬ 
raten, dagegen fand er bei Innocenz XI., dem die Macht und 
der Uebermut Ludwigs XIV. schon zu gross war, wenig Bei¬ 
fall. Weil ihm die Staatskirche ihre Mithilfe zum Werke ver¬ 
sagte, hoffte er durch die Indulgenzerklärung April 1687, 
die den Testeid abschaffte, die bis dahin aufs schwerste ver¬ 
folgten protestantischen Nonkonformisten wenigstens zur Neu¬ 
tralität zu bestimmen; aber die meisten Sekten waren dafür zu 
weitsichtig. Versuche, die einstweilige Parität auch den Uni¬ 
versitäten Cambridge und Oxford aufzuzwingen, und die Ver¬ 
haftung von sieben Bischöfen, die sich geweigert hatten, die neu- 
verkündigte Indulgenzerklärung von den Kanzeln zu verlesen, 
entfremdeten dem Könige auch die gemässigten Tories und schar¬ 
ten auf einige Zeit um die Hochkirche alle entschiedenen Pro¬ 
testanten; die Geburt eines Kronprinzen (10. Juni 1688), 
bei der man vielfach ohne Grund an eine Unterschiebung glaubte, 
steigerte die Gefahr für den Protestantismus. Eine 
Vereinigung hochgestellter Tories undWhigs sandte 
an Wilhelm III. von Oranien, seit 1677 Gemahl Marias, 
der älteren der beiden protestantischen Töchter Jakobs aus 
dessen erster Ehe, die Aufforderung, sich bewaffnet 
einzumischen (Mitte des Jahres). Der Bevormundung 
widerstrebend, lehnte Jakob ein ihm von Ludwig XIV. angebo¬ 
tenes Bündnis ab. Mit Zustimmung der Generalstaaten, deren 
Gebiet auch kurbrandenburgische Truppen während der Expedi¬ 
tion schützten, landete Wilhelm 15. November mit etwa 
14000 Mann an der Küste von Devonshire zum Kampfe „für 
die protestantische Religion und ein freies Parlament“. Jakob, 
dem eigene Mutlosigkeit und sich mehrender Abfall den Wider¬ 
stand unmöglich machte, flüchtete 18. Dezember nach Frank¬
	        
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