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längst über Bord geworfen hatte. Schärtlin durfte nicht in Bayern
einrücken. Selbst als er siegreich nach Tyrol vordrang und das Trienter
Konzil hätte sprengen mögen oder wenigstens den Zuzug der italienischen
Truppen hindern, wehrten ihm die evangelischen Fürsten. Sie wollten
den König Ferdinand nicht beleidigen, von dem sie meinten, er billige
seines Bruders Kriegsabsichten nicht.
Auf diese Weise verbrachten die schmalkaldischen Verbündeten
günstige Zeit und Gelegenheit, ohne ihren Vorteil wahrzunehmen, und
der Kaiser konnte ungestört weiter rüsten, die Hilfstruppen aus Italien
in Regensburg abwarten, auch endlich, durch diese gedeckt, kühn die
Reichsacht über die schmalkaldischen Bundeshäupter, den Kurfürsten
Johann Friedrich von Sachsen und den Landgrafen Philipp von Hessen
aussprechen (30. Juli 1546). An demselben Tage zogen gegen Karls V.
ausdrückliches Gelöbnis bei seiner Kaiserwahl spanische Truppen in
Regensburg ein. Bald folgten italienische, besonders päpstliche Söldner.
Hätten jetzt die Verbündeten rasch gehandelt, so hätten sie sicher
eine günstige Entscheidung für sich herbeiführen können. Aber wunder¬
barer Weise wirkte die ausgesprochene Reichsacht lähmend auf die
Fürsten, und doch lag auch darin ein gut Teil deutscher Art und Treue,
daß Wort und Autorität des Kaisers so viel Macht und Einfluß auf
den Einzelnen hatten. Nachdem aber die Evangelischen ein päpstliches
Ausschreiben an die katholischen Stände der Schweiz aufgefangen hatten,
aus dem die äußersten Vernichtungspläne ihrer Feinde offenbar wurden,
konnte es den Verbündeten nicht mehr zweifelhaft fein, daß auch sie
Recht und Pflicht der Selbsterhaltung hatten. Sie erklärten sich gegen
das Recht der über sie verhängten Reichsacht, wonach sie Rebellen
gegen Kaiser und Reich sein sollten, da sie sich ausdrücklich dagegen
verwahrt hatten, angriffsweise vorzugehen. Nur zur Notwehr wollten
sie gerüstet haben.
In der Nähe von Ingolstadt bezog der Kaiser ein festes Lager,
die Verbündeten am jenseitigen Ufer der Donau. Als der Kaiser in
seinem Zelte saß, sich den Lauf der Sterne deuten zu lassen, schlug
die erste feindliche Kugel neben ihm zur Erde (30. August 1546). Er¬
sah kaum darauf hin und forderte den Astrologen aus, ruhig in der
Erklärung fortzufahren. Mit derselben kühlen Ruhe beobachtete Karl
die Bewegungen des Feindes, ohne weiter auf dessen Angriffe einzu¬
gehen. Ihm lag daran, den Kampf nach Schwaben hinüber zu leiten,
wo er jedoch keine nennenswerten Erfolge errang. Dennoch verfolgte