Full text: Geschichtsbilder für die Oberstufe mehrklassiger Schulen (Teil 2)

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g. Zorge fiir Kunst und Wissenschast. Friedrich I. gründete in Berlin 
die Akademie der Wissenschaften, eine Vereinigung von Gelehrten, welche die 
Wissenschaften weiter ausbilden sollten. In Halle errichtete er eine Hochschule. 
Dort entstand während seiner Regierung auch das berühmte Waisenhaus, das 
der fromme A. H. Francke gründete. Auch herrliche Bauten und Kunstwerke 
ließ der König errichten. Das königliche Schloß und die Ruhmeshalle ent- 
standen auf seine Veranlassung; seinem Vater setzte er ein schönes Denkmal auf 
der „Langen Brücke". 
h. Stenern. Der glänzende Hofhalt des Königs, die Unterhaltung der 
Truppen und der Schaden, den unredliche Diener dem Staate zufügten, ver- 
ursachten aber viele Ausgaben. Um diese zu decken, mußten dem Volke leider 
hohe Steuern auferlegt werden, der königliche Schatz wurde geleert und eine 
große Schuldenlast aufgehäuft. 
V. König Kiedrich Wilhelm I. (1713-1740.), 
Wahlspruch: „Der preußische Adler weicht der Sonne nicht." *' 
a. Persönlichkeit. Friedrich Wilhelm I. war ein sparsamer, fleißiger und 
frommer König. Er ging gewöhnlich im einfachen Offiziersrocke; auch seine 
Gemahlin und seine Töchter trugen einfache Kleider, die sie sich meist selbst 
nähten. Die königliche Familie speiste nicht besser, als wohlhabendere Bürger- 
familien; oft gab es zu Mittag Hammelfleisch und Rüben. Alle überflüssigen 
Diener wurden entlassen, die überflüssigen Pferde und Wagen verkauft. Alle 
kostbaren Feste verabscheute der König; seine liebste Erholung war die Jagd. 
Auf diese Weise gelang es ihm, die Schulden des Staates zu tilgen, einen 
großen Schatz zu sammeln und ein starkes Heer zu unterhalten, ohne daß die 
Unterthanen höhere Steuern zu zahlen brauchten. 
Der König war unermüdlich thätig. Vom frühen Morgen bis zum 
späten Abend arbeitete er. Jedes Jahr bereiste er eine seiner Provinzen. 
Dabei sah er nach, ob die Felder gut bebaut waren, ob die Kassen in Ord- 
nung waren und ob in den Schulen fleißig gelernt wurde. Er sagte: „Gott 
hat den König nicht eingesetzt, um seine Tage im Genuß zuzubringen, wie die 
meisten thun, sondern um seine Länder wohl zu regieren... Zur Arbeit 
sind die Regenten erkoren, will aber ein Fürst Ehren erwerben und mit Ehren 
seine Regierung führen, so muß er alle seine Geschäfte selbst vollziehen." 
Endlich war Friedrich Wilhelm I. auch sehr fromm. Jeden Sonntag 
besuchte er mit seiner Familie den Gottesdienst, hielt streng auf die Sonntags- 
feier und verlangte dies auch von seinen Unterthanen. 
b. Sorge für die Armen. Friedrich Wilhelm I. war besonders bemüht, 
den Bauern und armen Leuten zu helfen. Er gründete viele Schulen 
und führte schon 1717 den Schulzwang ein; er besuchte die Schulen oft 
und prüfte auch selbst. Durch eine gute Schulbildung sollten die Leute dem 
Aberglauben und der Unwissenheit entrissen werden. 
Er verschaffte vielen tausend Familien Wohnung und Unterhalt, indem 
er ihnen wüst liegende Gegenden zum Anbau schenkte und den Ansiedlern Holz. 
Steine und Geld gab. Litauen war zu Anfang seiner Regierung ein fast 
menschenleeres Land; am Ende derselben waren 12 Städte, 332 Dörfer neu 
Hübner u. Richter. Realienbuch. Ausg. B. II. 2
	        
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