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die Torflügel den Stößen der Angreifer nachgaben, so ließ man
das Fallgitter auf sie herabfallen. — cc) Erst nach Überwindung
aller dieser Hindernisse war es dem Feinde möglich, in die
Vorburg oder den Zwinger einzudringen. Dieser wurde
durch eine zweite Mauer Pom innern Burghof getrennt.
Das innere Burgtor, durch welches man Zugang zum
inneren Burgplatze hatte, war mit der sog. Pechnase ver-
sehen. Durch dieselbe schütteten die Belagerten brennendes Pech
oder siedendes Ol (Wasser) auf die Angreifer. Hatte sich der
Feind der innern Burg bemächtigt, so nahmen die Belagerten
zum _93ergsrit ihre Zuflucht. Der Eingang zu demselben be-
fand sich gewöhnlich 6—12 m über dem Erdboden und konnte
nur.mit Hilfe einer Leiter oder Treppe erreicht werden. Man-
gelte es im Bergfrite nicht an Wasser und Lebensmitteln, so konnte
man sich oft monatelang darin verteidigen. (Nach Mülder.)
Hieraus erkennen wir, daß die Ritter ihre Burgen nur zum
Schutz vor feindlichen Überfällen in der beschriebenen Weise an-
legten. Die Burg war dem Ritter eine kleine Festung.
Wasserburgen — Höhenburgen; große Burgen (sog.
Hofburgen des reichen Adels) und kleine Burgen (sog.
B u r g st ä l l e des armen Adels).
Erzähle von der Ritterburg als Festung!
Ob sie nur.als Festung diente?
Nein!
b) Die Burg diente dem Ritter auch als Wohnung.
Zu diesem Zweck gab es innerhalb der Burgmauer eine An-
zahl Häuser, die um den innern Burghof lagen. Das größte
und schönste unter denselben war das Herrenhaus (P a l a s),
baB häufig durch eine leicht zerstörbare Brücke mit dem Berg-
frit verbunden war. Gegenüber dem Herrenhaus lag an der
anderen Seite des Platzes das Frauenhaus oder die Ke-
jnermte. Zwischen dem Herrenhaus und dem innern Torturm
lag das Haus für die Dienerschaft, und die Kirche. Außerdem
gab es ein Schnitz haus, indem man Waffen und Geräte ver-
fertigte, und ein R ü st h a u s, das man zur Aufbewahrung
der Waffen gebrauchte. (Nach Mülder.)