Full text: Von den alten Deutschen bis zum Jahre 1648 (Teil 1)

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die Torflügel den Stößen der Angreifer nachgaben, so ließ man 
das Fallgitter auf sie herabfallen. — cc) Erst nach Überwindung 
aller dieser Hindernisse war es dem Feinde möglich, in die 
Vorburg oder den Zwinger einzudringen. Dieser wurde 
durch eine zweite Mauer Pom innern Burghof getrennt. 
Das innere Burgtor, durch welches man Zugang zum 
inneren Burgplatze hatte, war mit der sog. Pechnase ver- 
sehen. Durch dieselbe schütteten die Belagerten brennendes Pech 
oder siedendes Ol (Wasser) auf die Angreifer. Hatte sich der 
Feind der innern Burg bemächtigt, so nahmen die Belagerten 
zum _93ergsrit ihre Zuflucht. Der Eingang zu demselben be- 
fand sich gewöhnlich 6—12 m über dem Erdboden und konnte 
nur.mit Hilfe einer Leiter oder Treppe erreicht werden. Man- 
gelte es im Bergfrite nicht an Wasser und Lebensmitteln, so konnte 
man sich oft monatelang darin verteidigen. (Nach Mülder.) 
Hieraus erkennen wir, daß die Ritter ihre Burgen nur zum 
Schutz vor feindlichen Überfällen in der beschriebenen Weise an- 
legten. Die Burg war dem Ritter eine kleine Festung. 
Wasserburgen — Höhenburgen; große Burgen (sog. 
Hofburgen des reichen Adels) und kleine Burgen (sog. 
B u r g st ä l l e des armen Adels). 
Erzähle von der Ritterburg als Festung! 
Ob sie nur.als Festung diente? 
Nein! 
b) Die Burg diente dem Ritter auch als Wohnung. 
Zu diesem Zweck gab es innerhalb der Burgmauer eine An- 
zahl Häuser, die um den innern Burghof lagen. Das größte 
und schönste unter denselben war das Herrenhaus (P a l a s), 
baB häufig durch eine leicht zerstörbare Brücke mit dem Berg- 
frit verbunden war. Gegenüber dem Herrenhaus lag an der 
anderen Seite des Platzes das Frauenhaus oder die Ke- 
jnermte. Zwischen dem Herrenhaus und dem innern Torturm 
lag das Haus für die Dienerschaft, und die Kirche. Außerdem 
gab es ein Schnitz haus, indem man Waffen und Geräte ver- 
fertigte, und ein R ü st h a u s, das man zur Aufbewahrung 
der Waffen gebrauchte. (Nach Mülder.)
	        
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