Full text: Von den alten Deutschen bis zum Jahre 1648 (Teil 1)

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bb) Durch ihre Kampfbereitschaft. 1. Vor Be- 
ginn des Kampfes. Anfänglich hatte jede Stadt ihren Welt- 
lichen oder geistlichen Herrn. Die Stadt erhielt von ihrem Stadt- 
Herrn einen Vogt, der Gericht hielt, also eine bedeutende Macht 
besaß. Der wechselnde Wohlstand machte es aber den Städten 
möglich, die Rechte des Stadtherrn an sich zu bringen. Nun 
wählten die Bürger .einen Bürgermeister und einen Rat, der 
über die Selbständigkeit zu wachen hatte. Unter solchen Um- 
ständen bedurften die Städte einer kampfbereiten Bürgerschaft, 
besonders aber zur Zeit des Fehde- und Raubritterwesens. Die 
Führung im Kampfe übernahm der Stadthauptmann, der meistens 
ein Adeliger war und sich in der betreffenden Stadt angefiedelt 
hatte. Wenn der Stadthauptmann die Bürger in den Kampf 
führte, so waren sie nach Gilden (Handwerken) geordnet. Außer- 
dem hatte der Stadthauptmann eine Truppe von Stadtknechten, 
die stets zur Verteidigung der Stadt bereit standen. Warum 
war das nötig? Weil in jener kaiserlosen Zeit das Fehdewesen 
überhand nahm und weil eine Fehde oft aus der geringfügigsten 
Ursache entstand. So sagte z. B. ein adeliger Herr der Stadt 
Frankfurt a. M. die Fehde an, weil eine Frankfurterin seinem 
Vetter den Tanz versagt hatte und die Stadt für diesen Schimpf 
nicht Genugtuung leisten wollte. Man hielt eben jeden An- 
griff 'für berechtigt, wenn der Fehdebrief durch einen sichern Boten 
bestellt war und bereits drei Tage seit der Ankündigung verflossen 
waren. 
Erzähle, wie sich die deutschen Städte vor Be- 
ginn des Kampfes schützten! 
d) Während des Kampfes. (Belagerung einer 
Stadt.) Traf — was meistens der Fall war — etwa drei Tage 
nach der Fehdeankündigung der feindliche Heereshaufen vor einer 
Stadt ein, so flohen die umwohnenden Bauern in die Stadt, 
wo sie teils in Bürgerhäusern, teils in Bretterhütten auf dem 
Kirchhof untergebracht wurden. Die Belagerten hätten zeitig 
für die Verrammelung der Tore und die Zerstörung der Brücken 
gesorgt. Einen Teil ihrer Mannschaften hatten sie auf die Türme 
und den andern hinter die Zinnen gestellt, von wo aus sie ihre 
Pfeile auf die Feinde herabsandten. Wieder andere begossen
	        
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