fullscreen: Lesestücke für den vereinten Lese-, Denk-, Sprech- und Sprachunterricht, für die Heimats- und Naturkunde, so wie für den sittlich-religiösen Anschauungsunterricht (Theil 2)

Literatur und Kunst. Resultat und Rückblick. 
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echten Römersinns ist Gaius Sallustius Crispus, 86—35, Cae¬ 
sars Zeitgenosse, der den Jugurthinischen Krieg, die Catilinarische 
Verschwörung und die Geschichte seiner Zeit1) bis 67 v. Chr. schrieb. 
Mit der Geschichte der Griechen machte durch seine Biographien 
berühmter Männer die Römer Cornelius Nepos (100 — c. 20 
v. Chr.) bekannt. — Die Poesie galt als Zeitvertreib und Bildungs¬ 
zugabe der Grossen; dem Volke blieb der Mimus2), die possen¬ 
hafte, populäre Charakterdarstellung, die an die Stelle der alten 
Bauernschwänke, der A teil anen, getreten war. Neben diesem, dem 
kecken Uebermuth entsprungen, aber doch ebenfalls nicht die 
römische Gravität verleugnend, steht die Satire (satura, satira), 
eine echt national-römische Schöpfung, die schon Ennius (§ 156) 
cultivirt, die aber durch Gaius Lucilius, 148—102, zum hu¬ 
moristischen Sittengemälde ausgebildet ward. Origineller noch und 
mit noch mehr Strenge trat in dieser Dichtungsart Marcus T e - 
r entius Varro auf, 116—27 v. Chr., von dem aber, wie vom Luci¬ 
lius, nur noch Bruchstücke vorhanden sind. Ueber die breite Unbe¬ 
deutendheit der übrigen Kunstdichtung heben sich nur noch: vor 
Allem Titus Lucretius Carus, 99 — 55, durch sein, im Geist der 
epicureischen Philosophie abgefasstes Lehrgedicht vom Wesen der 
Dinge3), und neben ihm der leichtfertige, aber anmuthige Lyriker 
Quintus Valerius Catullus, 87—54, aus Verona. — Was die 
bildenden Künste anbetrifft, so eigneten sich die Römer die von den 
Griechen geschaffenen Formen an und verwendeten sie in zahl¬ 
reichen, dem Schmuck wie dem Nutzen dienenden Bauten4). 
§ 178. 
Resultat und Rückblick. 
Das römische Revolutionszeitalter ist die Auflösung des antiken 
Lebens. Nicht bloss die antike Religion, Sitte und Weltanschauung 
geht unter; auch die Form des antiken Staates, die durchaus von 
dem Begriff der Stadtgemeinde ausging und ihn so lange als mög¬ 
lich festhielt (§ 84), wich der Unmöglichkeit, den Kreis der Erde 
wie den Kreis einer Ringmauer und ihres Weichbildes zu regieren. 
Es entstand die neue Gestalt eines Reiches, doch nicht gleich 
der früher auftretenden orientalischen Despotie, da das Erbe alter 
Freiheit und Männerwürde trotz aller Entartung unverwüstlich 
blieb. Den ganzen Procefs dieser letzten staatlichen Entwickelung 
Roms sehen wir an wenige grosse und charaktervolle Gestalten 
— Summus auctor divus Iulius Tac. Germ. 28. Cie Brut. 75 (§ 261); gravis 
auctor linguae latinae Gell. IV, 16. 
J) historiarum libri V, nur in Bruchstücken vorhanden. 2) Der be¬ 
rühmteste Dichter: Laberius. 3) De rerum natura libri VI. 4) Siehe den 
späteren, die röm. Bauten behandelnden Paragr. 
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