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Da schwelgt das Herz im Sonnenschein
Und will es nimmer glauben.
Daß selbst in der heil'gen Maienzeit
Die Menschen verraten und rauben.
Die Insel Kaiserswerth im Rhein
Lag einst in Stromes Mitten
Doch damals ist die deutsche Flut
Verachtend seitab geschritten.
Wo einst in rauschendem Wechselgruß
Die plaudernde Welle gelandet,
Ist nun in Sumpf und Wasserkies
Der Ort vermodert, versandet.
„Mein kleiner Herr, du trautes Kind,
Da wir so gut geschmauset.
Lustwandeln laß uns nach dem Strand,
Wo hell die Woge brauset.
Dort kannst du auch, wofern dich's freut.
Die bischöflichen Jachten,
Die schmucksten auf dem ganzen Rhein,
Nach Herzenslust betrachten.
Die stolzeste, so du drunter schaust.
Wagt dir dein Knecht zu schenken;
Kein Schiffer mag von Chur bis Köln
Ein köstlicher Fahrzeug lenken.
Sieh da die Wände samt dem Mast
Mit blühenden Maien umzogen!
Es fliegt, als ob es Flügel Hütt',
Durchs schäumende Grün der Wogen.
Und drunten im geschmückten Raum
Vernimmst du schauriges Rauschen,
Du kannst dort stille Stunden lang
Dem Nixengelispel lauschen.
Die singen in gleitenden Melodien
Vom längst versunkenen Horte,
Sie sagen von deinem Vater vielleicht
Dir leise bedeutsame Worte.
So tritt denn ein, und laß dir all
Die Herrlichkeit gefallen!