Full text: Von den alten Deutschen bis zum Jahre 1648 (Teil 1)

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Da schwelgt das Herz im Sonnenschein 
Und will es nimmer glauben. 
Daß selbst in der heil'gen Maienzeit 
Die Menschen verraten und rauben. 
Die Insel Kaiserswerth im Rhein 
Lag einst in Stromes Mitten 
Doch damals ist die deutsche Flut 
Verachtend seitab geschritten. 
Wo einst in rauschendem Wechselgruß 
Die plaudernde Welle gelandet, 
Ist nun in Sumpf und Wasserkies 
Der Ort vermodert, versandet. 
„Mein kleiner Herr, du trautes Kind, 
Da wir so gut geschmauset. 
Lustwandeln laß uns nach dem Strand, 
Wo hell die Woge brauset. 
Dort kannst du auch, wofern dich's freut. 
Die bischöflichen Jachten, 
Die schmucksten auf dem ganzen Rhein, 
Nach Herzenslust betrachten. 
Die stolzeste, so du drunter schaust. 
Wagt dir dein Knecht zu schenken; 
Kein Schiffer mag von Chur bis Köln 
Ein köstlicher Fahrzeug lenken. 
Sieh da die Wände samt dem Mast 
Mit blühenden Maien umzogen! 
Es fliegt, als ob es Flügel Hütt', 
Durchs schäumende Grün der Wogen. 
Und drunten im geschmückten Raum 
Vernimmst du schauriges Rauschen, 
Du kannst dort stille Stunden lang 
Dem Nixengelispel lauschen. 
Die singen in gleitenden Melodien 
Vom längst versunkenen Horte, 
Sie sagen von deinem Vater vielleicht 
Dir leise bedeutsame Worte. 
So tritt denn ein, und laß dir all 
Die Herrlichkeit gefallen!
	        
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