Wenzel'S Absetzung. Ruprecht von der Pfalz. Sigmund. 71
land, sondern auch in seinem Königreiche Böhmen fing er an sich
durch Trägheit und Grausamkeit (selbst gegen seine Gemahlin Jo¬
hanna und deren Beichtvater Johann von Nepomuk) verächtlich zu
machen. Daher entstand eine Verschwörung des böhmischen Adels,
der König wurde durch seine eigenen Verwandten (Jodocus) gefan¬
gen genommen und nach Oesterreich gebracht, aber von seinem jüng¬
sten Bruder, dem Herzoge (Johann) von der Lausitz, befreit. Als
Wenzel sich um Deutschland wenig mehr kümmerte, sprachen die vier
rheinischen Kurfürsten seine Absetzung aus und erhoben (zu Rhense)
den einzigen weltlichen Kurfürsten aus ihrer Mitte, Ruprecht von
der Pfalz 1400, welcher jedoch ungeachtet seiner vortrefstichen Eigen¬
schaften während einer 10jährigen Regierung (1400 —1410) weder
in Deutschland noch in Italien Ruhe und Ordnung herzustellen
vermochte. Nach seinem Tode folgte Wenzel's Bruder
3. Sigmund 1410— 1437.
Seine nächste Sorge war das schon seit 40 Jahren in der
Kirche eingetretene Schisma zu heben. Nachdem nämlich die
Päpste 70 I. in Avignon residirt hatten, wurde (seit 1378) wäh¬
rend beinahe 40 I. sowohl von den Römern als von den französi¬
schen Cardinälen zu Avignon ein Papst aufgestellt, und eine Kir¬
chenversammlung zu Pisa (1409) hatte das Nebel nicht gehoben;
denn da sie die beiden Päpste Gregor XII. und Benedict XIII. ab¬
setzte und Johann XXlll. als allein rechtmäßigen Papst wählte,
jene beiden aber nicht resignirten, so hatte die Kirche nun gar
drei Päpste.
Deshalb wurde vom Kaiser und vom Papste Johann XXIII.
ein allgemeines Concilium nach Costnitz berufen 1414.
Papst Johann dankte ab unter der Bedingung, daß die beiden an¬
dern Päpste gleichfalls entsagten, vielleicht in der Hoffnung, nach
Erledigung des päpstlichen Stuhles wegen seiner Willfährigkeit wie¬
der erwählt zu werden; allein bald bereute er die Abdankung und
floh aus Constauz nach Schaffhausen, in der Absicht, dadurch das
Concilium aufzulösen. Dieses aber sprach die Superiorität einer
allgemeinen Kirchenversammlung über den Papst aus und setzte
Johann XXlll. ab. Gregor Xll. dankte nun freiwillig ab, und
der Kaiser unternahm selbst eine Reise zu Benedict Xlll. nach Per-
pignan, um denselben ebenfalls zur Abdankung zu bewegen, allein
dieser blieb (im Widerspruche mit seinem frühern Versprechen) bei