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König zu seiner Entlassung (am 8. April 1787) zu be¬
wegen, worauf sie, ohne etwas anders als neue An¬
leihen in Vorschlag gebracht zu haben, auseinander
gingen. Der König hatte zugegeben, daß der Streit
zwischen ihnen und dem Minister auch in gegenseiti¬
gen Druckschriften geführt ward, obwohl das Bureau,
in welchem der Prinz von Bourbon den Vorsitz hatte,
das Bedenken erhob, daß diese ganz ungewöhnliche
Form einer Appellation an das Volk gradezu gegen
die Absichten einer monarchischen Verfassung streite;
demohngeachtet wurde einige Tage nach Calonne's
Entlassung Necker, den die öffentliche Meinung zu
seinem Nachfolger bestimmte, durch einen königli¬
chen Siegelbrief (lettre de cachet) auf vierzig
Stunden weit von Paris verbannt, weil er die
von Calonne bei der Eröffnung der Notabeln auf¬
gestellte Behauptung, der Mehrbetrag der Ausga¬
ben rühre schon von Necker'S Zeiten her, und die¬
ser habe eine absichtlich falsche Rechnung gelegt, in
einer Schrift widerlegt, und diese Schrift gegen
das ausdrückliche Verbot des Königs bekannt ge¬
macht hatte. Statt seiner wurde Brienne, ein
geistlicher Höfling (er war Erzbischof von Toulou¬
se), an das Ruder der Finanzen gestellt. Da er
sich um diese wenige beneidenöwerthe Stelle seit
vielen Jahren eifrig bemüht hatte, so glaubte Je¬
dermann, er bringe einen wohl überlegten und in
langen Zähren reif gewordenen Plan mit, weil es
undenkbar schien, daß Jemand bei dem allgemein
bekannten Zustande des Staatshaushalts freiwillig
die Führung desselben übernehmen werde, ohne
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