Full text: Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Teil 9)

260 Vierter Zeitraum von 1852 bis zur Gegenwart. 
^ Reichsrats Verfassung ben österreichischen Gesamtstaat herstellte, lehnte 
Preußen bie österreichischen Vorschläge entschieden ab itnb beharrte ans seinem 
Vorschlage eines aus allgemeiner Wahl hervorgehenben Deutschen Par- 
lamentes. Nicht lange nachbem König Wilhelm bnrch sein Nichterscheinen 
auf bem von Österreich ohne sein Vorwissen angeregten Frankfurter Fürsten- 
tage (August 1863) bie selbstänbige Stellung Preußeus beutlich bekunbet hatte, 
trat ein Ereignis ein, bas bie beiben Großmächte vor eine wichtige Entscheibnng 
stellte, ber Tob König Friebrichs VII. von Dänemark (15. XI. 1863). 
1864. 1. Öfterreichs und Preußens Krieg gegen Dänemark. Ermutigt 
bnrch ben Schutz, ben bie Großmächte Dänemark im Kriege 1848 
unb 1849 gewährt hatten (f. S. 243), war bie bönische Regierung im 
Sinne ber „Eiberdänenpartei" in rücksichtslosester Weise gegen bas Deutsch- 
tum in ben Elbherzogtümern vorgegangen, ohne sich bezüglich ber 
inneren Verfassung dieser ©lieber des D eutscheu Bundes an die Be- 
stimmungen des „Lonboner Protokolls" vom Jahre 1852 zu halten. 
Schon seit mehreren Jahren beschäftigte sich baher ber Buubestag, 
ber diesen Vertrag nie anerkannt hatte, wieder mit ber „Schleswig-Hol- 
steinischeu Frage"; als aber der neue König Christian IX. (1863—1906), 
dem Drucke der öffentlichen Meinung nachgebend, die eben ausgearbeitete 
Gesamtstaatsverfassung seines Vorgängers bestätigte, ließ der Buubestag 
DieBundesexeku.sächsisch-hannoveranische Truppen als „Bunbesexekution" in bie Elbherzog- 
""mSTse?"6' tümer einrücken. Gleichzeitig erschien Prinz Friebrich von Augusten- 
kinrg^ der gegen den Verzicht seines Vaters auf bie Erbfolge in Hol¬ 
stein Protest eingelegt hatte, auf bie Aufforberung einer holsteinischen 
Ständeversammlung in Kiel und.beantragte beim Bundestage die An¬ 
erkennung seiner Rechte, wobei er nicht nur die gesamte holsteinische Be- 
völkerung, sondern auch die öffentliche Meinung Deutschlands ans seiner 
Seite hatte. Österreich und Preußen dagegen, die den Boden 
des Londoner Protokolls nicht verlassen wollten, verlangten die Aus- 
Weisung des Prinzen aus Holstein, forderten aber zugleich von Ehri- 
stian IX. die Aufhebung der Gesamtstaatsverfassung, da sie betreffs 
Holsteins gegen die Rechte des Deutschen Bundes verstieße. Im Ver- 
trauen auf die Hilfe der anderen Großmächte lehnte Dänemark diese 
Forderung _ab und wählte die Entscheidung mit den Waffen. Dl^mal 
sich es sich^ber"in seiner Hoffnung getäuscht. Zwar regte England eine 
Vermittlung bei Frankreich an; aber Napoleon, der mit der Unter- 
nefimuna in Meriko aenugsatn kLMfcüflt war und zudem sich dort von Eng- 
laut) verraten fühlte, lehnte bie Einmischung ab, unb Rußtanb, mit dem 
Preußen jchott seit dem Krimkrieae freundlicher stand, machte dem Nachbar- 
staate jetzt unTfirromtger Schwierigkeiten, da es eben wieder bei Gelegenheit 
eines polnischen Ausstandest von Preußen unterstützt worden war. 
l) Zar Alexander II. war seinem versöhnlichen Wesen entsprechend auch den 
Polen so weit wie möglich entgegengekommen, ja er hatte ihnen unter der Statt-
	        
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