98
lern die Vögel unter Dächer und Bäume; der Land¬
mann eilt nach seiner Hütte; Felder und Gärten wer¬
den verlassen. Das Herz kämpft mit verschiedenen
Leidenschaften, will seine Furcht verbergen, die in allen
Gebeinen zittert, und arbeitet, sich mit Standhaftigkeit
und Ruhe zu waffnen. Indessen wird die über die
Erde ausgebreitete Nacht immer fürchterlicher, und aus
der Ferne murmelt schon eine dumpfe Stimme die
Drohungen des kommenden Donners her, dem Ohre
immer hörbarer. Auf einmal scheint sich das Gewölbe
des Himmels zu zerreißen; ein schreckliches Krachen fül¬
let den weiten Luftraum; die Erde bebt, und alle Echo
in Gebirgen werden erregt. Mit jedem Schlage des
Donners fahren die stammenden Blize Strahl auf
Strahl aus, durchkreuzen die schweflichten Lüste, schlän¬
geln sich an den Spizen der Berge herab und werfen
ihr Feuer in die ödesten Abgründe. Die Schleusen des
Himmels lösen sich von ihrer Last und stürzen ganze
Fluthen herab, und indem die Wolken unter dem Kampfe
der Winde von einer Gegend in die andere sich fort¬
jagen, tobet das wilde Geplätscher auf den dürren Erd¬
boden herunter.
(Ton der Angst, des Schrekens und der Freude.)
Vater. Welch ein Gewitter! Ist es doch, als
krachte die Achse des Erdballs! Bliz und Schlag im¬
mer schneller und schneller auf einander! — Nun gilt
es Vorsicht! . . Weg vom Ofen, ihr Kinder! — Tretet
in die Mitte des Zimmers! Oeffnet die Thür! (dem Ge¬
sinde zurufend) Löscht das Feuer auf dem Herde aus!
Geschwind!
Kinder, (sich an ihn schmiegend.) Ach Vater! ach
Vater! O wie cs rasselt und rollt! Alle Fenster zittern!
Vater. Zittert nur ihr nicht! Furcht vergrößert
die Gefahr!
Mutter. Gott sei bei uns! Ach, der Bliz hat
gezündet! Gewiß! Gewiß! Seht da laufen schon Leute
zusammen.
Kinder. Ach Gott! Feuer! Feuer! Feuer!