Die Zeit der Diadochen.
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2. Die Zeit der Diadochen.
§ 38. Die Diadochenreiche. Des Königs Sohn Alexander, den Diadochm-
Roxa'ne nach dem Tode seines Vaters gebar, wurde neben Philipp nesc'
Arrhidaios, dem schwachsinnigen Halbbruder Alexanders des Großen,
als König anerkannt; zwei Generale, erst Perdikkas, später Antipater,
übernahmen die Regentschaft. Aber die politische Einheit des großen,
erst seit anderthalb Jahrzehnten zusammengefügten Reiches konnte nicht
erhalten bleiben. In einem Menschenalter voller Kriege, in denen der
Sohn und der Bruder Alexanders beseitigt wurden, teilten seine Feld¬
herren das Reich unter sich auf. „Nach vielfach wechselnden Bildungen
entstanden drei große Königreiche: Ägypten, Makedonien und Syrien,
das Reich des Selen kos. Den festesten Bestand zeigten die Reiche mit
einheitlicher Bevölkerung, Ägypten und Makedonien; die Schöpfung des
Lysimachos auf der Grenze von Europa und Asien verschwand am
frühesten. Auch vom Selenkidenreich mit seinem bunten Völkergemisch
bröckelten bis zu seiner Unterwerfung unter römische Herrschaft beständig
kleine Reiche los. Früh wurden Pergamon, Bithynien, Kappadokien
und Armenien selbständig.
Aber die Aufgabe, die sich Alexander gestellt hatte, Verschmelzung
der griechischen Welt mit dem Orient, wurde nirgends außer acht gelassen; S'ure
ja die politische Zersplitterung begünstigte vielleicht ihre Lösung. Selbst
Indien blieb, soweit es von Alexander besetzt worden war, noch lange
Zeit hellenisch.
Wie Alexander „siedelten auch seine Nachfolger unablässig griechische
Einwandrer an. Überall bildeten Makedonier den Kern der Heere,
Griechen die Bevölkerung der Städte. Zwei Jahrhunderte hindurch
strömten Auswanderer aus Griechenland in den Osten und brachten
überall ihre Sprache und ihre Kultur mit. Der größere Reichtum des
Bodens lohnte die wirtschaftliche Arbeit. Sorgfältig wurde die Verbindung
mit dem Mutterlande gepflegt, die alte Kultur hochgehalten. So behielt
Alexanders Reich trotz seines politischen Zerfalls seine hohe Bedeutung
als Gesamtgebiet griechischer Bildung.
Die poetischen Erzeugnisse dieser Zeit stehen hinter denen der früheren Dichtung.
Jahrhunderte nur wenig zurück. War auch die Tragödie abgestorben,
so wurde andrerseits der Syrakusaner Theokrit (um 270) mit seinen
Idyllen der Schöpfer der bukolischen Poesie. Namentlich aber brachten
die Dichter der „neueren Komödie", Philemon, Diphilos und besonders
Menander, die um 300 in Athen wirkten, Werke hervor, die der rö¬
mischen Komödie und damit indirekt auch dem klassischen Lustspiele der
Franzosen als Muster gedient haben und, soweit ihr fragmentarischer Zu¬
stand ein Urteil gestattet, dem heutigen Geschmacke näherstehen, als der
politische, oft zotige Witz des Aristophanes.