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eingeernteten Früchte am besten benutzen könnten. Anfangs wußten
sie von einer gehörigen Bearbeitung des Bodens nichts und steckten
die Getreidekörner oder andere Sämereien nur einfach in die Erde;
späterhin erfanden sie den Pflug und dann auch wohl andere Ackerge-
rathe. Aber lange Zeit mag vergangen sein, bis sie den Ochsen oder
das Pferd in den Pflug spannen lernten! Die Getreidekörner zer¬
malmten sie zuerst zwischen zwei Steinen zu einem groben Mehl; dann
benutzten sie Handmühlen dazu, und erst viel später lernten sie Wind
und Wasser zwingen, für sie zu mahlen. Mit dem Ackerbau zugleich
oder doch nicht lange hernach entstanden auch die einfachsten Hand¬
werke. Wenn der Mensch nur noch sehr wenige Bedürfnisse hat, kann
er selbst sich alles verschaffen und ist nicht "auf die Hülse anderer
angewiesen. Wenn aber die Bedürfnisse sich mehren, kann der ein¬
zelne nicht mehr alles allein thun, und so ergreift er dann wohl ein
bestimmtes Fach oder Handwerk. Der eine wird ein Schmied, der
andere ein Weber, der dritte ein Zimmermann u. s. w. Wenn die
Handwerke sehr schwer zu erlernen sind, und nicht gerade jeder einzelne
Mensch sich dazu eignet, nennen wir sie Künste. Natürlich gab es viel
eher Handwerker als Künstler. Warum?
Kommen wir nun noch aus drei andere Punkte: die Sprache,
die Religion und die staatlichen Einrichtungen. Die älteste
Sprache der Menschen wird die Zeichensprache gewesen sein; nach
und nach gewöhnten sie sich aber daran, mit bestimmten Lauten einen
bestimmten Sinn zu verbinden, und so entstand die Lautsprache,
die natürlich um so vollkommener werden mußte, je weiter die
Menschen in ihrer Bildung fortschritten. Die ältesten Lautsprachen
bestanden nur aus einsilbigen Wörtern. Manche Völker, wie z. B. die
Chinesen, haben noch jetzt eine einsilbige Sprache, und die einzelnen
Wörter können 40—50 verschiedene Bedeutungen haben. Declination
und Conjugation halten die ältesten Sprachen nicht.
Eine eigentliche Religion hatten die ersten Menschen gewiß nicht,
wenn sie auch Anlage dafür befaßen und die Ahnung von etwas
Höherem m thuen leben mochte. Als sie etwas weiter kamen, ver¬
ehrten sie diejenigen Dinge, welche ihnen besonders 'Nutzen brachten,
wie das Rindvieh, oder besonders herrlich erschienen, wie die Sonne,
oder solche, welche sie in Schrecken setzten, wie das Krokodil u. s. w.
Da sie sich nicht denken konnten, daß alle Dinge und alle Thätigkeiten
der Natur von emem einzigen göttlichen Wesen herrührten, setzten sie
mele Götter, von denen jeder einer bestimmten Thätigkeit vorstand.
So gab es also einen Gott, der den Wind wehen ließ, einen andern,
der den Ackerbau beschützte, einen dritten, der Blitz und Haael
schickte u. s. w. ö
Von staatlichen Einrichtungen wußten die Urmenschen ebenfalls
nichts. Der Vater war das Haupt der Familie, und an seine Stelle