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(d. Gr.) zu seinem 'Nachfolger aus, und dieser war den Christen ebenfalls
sehr günstig, weil seine eigene Mutter Helena sich zum Christenthum
bekannte. Constantin war ein tapfrer und begabter Mann, aber seine
Haupteigenschaften waren leider grenzenlose Herrschsucht, Rachsucht und
Treulosigkeit. Ihm gefiel es durchaus nicht, daß er mit 5 andern Kaisern
die Herrschaft theilen sollte, und er beschloß, jedes Mittel — ob gut oder
böse, das war ihm einerlei —- anzuwenden, um Alleinherrscher zu werden.
Zu seiner Zeit hatten sich schon recht viele Bewohner des römischen Rei¬
ches zum Christenthum bekehrt, und derjenige Kaiser, der offen für die¬
selben eintrat, konnte auf einen mächtigen Anhang zählen. Weil Constantin
das recht wohl wußte, begünstigte er die Christen noch viel mehr, als er
sonst vielleicht gethan haben würde, und gewann dabei um so größern
Ruhm, als seine Mitkaiser dem Christenthum größtentheils abhold waren.
Erst im Jahre 312 n.Chr. glaubte Constantin sich stark genug, um gegen
Max ent ins, der in Rom regierte, ziehen zu können, und war schlau
genug, bei diesem Unternehmen den Aberglauben der christlichen Soldaten
zu benutzen. Eine Fahne, in deren Mitte ein Kreuz mit dem Namens¬
zug Christi prangte, ließ er seinem Heere vorantragen, und als man ihn
fragte, weshalb er nicht wie früher einen goldnen Adler dazu benutze,
antwortete er: „Als ich mich auf den Marsch begeben wollte und betete,
daß mein Vorhaben gelingen möge, sah ich am Himmel ein leuchtendes
Kreuz, welches die Unterschrift trug: „Durch dieses Zeichen wirst du
siegen!" Den ganzen Tag dachte ich über diese wurderbare Erscheinung
nach, konnte aber nicht begreifen, was sie zu bedeuten haben möge. Da
erschien mir in der Nacht der Herr Jesus im Traum und sagte, daß ich
eine solche Fahne, wie ihr da seht, anfertigen lassen solle, dann sei ich
des Sieges gewiß. Jetzt können wir auch sicher sein, daß wir siegen;
denn der Gott der Christen streitet für uns!" In der Nähe von Rom
stand er feinem Gegner gegenüber und besiegte ihn leicht; denn seine
eigenen Soldaten glaubten ja, daß der Sieg auf seiner Seite sei, und
die christlichen Soldaten des Maxentins wollten nicht gegen Männer
fechten, welche das heilige Zeichen des Kreuzes in ihrer Fahne führten.
Vor dem Siege mochten noch manche Soldaten gezweifelt haben, daß
Konstantins Erzählung wahr sei, aber nachher glaubten sie fest; denn
der Erfolg hatte ja die Wahrheit bewiesen.
Von Rom begab sich Constantin nach Mailand, um einem andern
Mitkaiser Licinius, der auf der türkisch-griechischen Halbinsel regierte,
seine Schwester Constantia zur Frau zu geben und ihn zugleich zu bereden,
daß er gegen den 4. Mitkaiser Maximin (Kleinasien) ziehe. Licinius,
der eben so herrschsüchtig war wie Constantin selber, ging um so lieber
auf diesen Vorschlag ein, als Maximin ihn schon oft bedroht hatte und
auch in fein Gebiet eingefallen war. Er benutzte dieselbe List, die Con¬
stantin zu so leichtem Siege verhelfen hatte, und ließ unter seine Soldaten
ein Gebet vertheilen, das vor der Schlacht gesprochen werden und Glück